Zwei Alpen-Reporterinnen auf großer Tour: Ronja und Mirjam begehen den Fernwanderweg E5 von Oberstdorf nach Bozen und berichten von ihren Erfahrungen und Erlebnissen:
Mirjam und ich sind zwei Mädels Anfang 20 mit Bergerfahrung, die unterschiedlicher nicht sein könnte: Mirjam kommt aus Dänemark, das bekanntlich ausgesprochen flach ist, ich komme aus Uffing im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Nun starten wir unsere erste gemeinsame, größere Tour: der E5 von Oberstdorf nach Bozen. Ich gehe die Strecke schon das zweite Mal - dann ist es soweit: Die Rucksäcke sind gepackt und zu schwer, also wird die Hälfte wieder ausgepackt. Die Kemptner Hütte ist reserviert, das Wetter ein Dutzend Mal gecheckt, hoffentlich haben wir an alles gedacht. Mit diesem Gedanken steigen wir in der Spielmannsau aus dem Bus und es geht tatsächlich endlich, endlich los.
Das Wetter ist noch etwas bewölkt, aber trocken, und wir freuen uns an den tausenden Blumen, die hier im Tal blühen. Im Sperrbachtobel liegen noch Unmengen an Altschnee, vom Schmelzwasser zu beeindruckenden Gebilden geformt. Auf der Hütte komme ich mit den Sprachen durcheinander: Mit Mirjam spreche ich Englisch, mit den anderen Deutsch und Bayrisch. Bald mischt sich alles zusammen und sorgt für viele Lacher um uns herum. Auch meine Versuche die Speisekarte zu übersetzen, hätten wohl manchem Engländer die Haare zu Berge stehen lassen.
Die nächsten Tage sind wie ein Traum. Wunderschönes Wetter, noch schöneres Panorama, pfeifende Murmeltiere, Blaubeeren überall - einzig getrübt von einem kleinen Muskelkater nach dem 1.900 m Abstieg von der Seescharte nach Zams. Und ehe wir uns versehen sind wir auf der Braunschweiger Hütte.
Die Gletscher bestimmen das Bild, das sich einem hier bietet. Mirjam ist ganz aus dem Häuschen, hat sie doch von den Hochalpen bisher noch recht wenig gesehen. Und ich bin kaum weniger beeindruckt. Weiter geht es und bald erreichen wir das Timmelsjoch. Am Pass sind wir beide ein wenig enttäuscht: zu viele Autos und Touristen, zu viel Beton und zu viel Lärm. Wir machen ein paar Fotos am Grenzstein und verschwinden so schnell wie möglich wieder in die Einsamkeit der Berge.
An diesem Abend bekommen wir keine Unterkunft. Im Passeier Tal ist alles voll. Nur ein paar für Studenten unbezahlbare Hotels haben noch ZImmer. Wir fragen eine Bäuerin und dürfen bei ihr im Heu schlafen. Sie ist sehr freundlich, gibt uns warme Decken und jedem ein Bier. Die Nacht ist so gemütlich, dass wir es die darauffolgende gleich noch einmal so machen.
So schön das Passeier Tal ist, so freuen wir uns doch wieder höher hinauf zu kommen. Als wir über die Baumgrenze kommen, ist uns, als hätten wir endlich wieder richtig Platz zum Atmen. Das schöne Wetter hält an. Die Fernsicht auf die Dolomiten ist unglaublich. Überall weiden Haflinger, Kühe und Schafe. In zwei Tagen ist die Tour vorbei und bei dem Gedanken werden wir beide ein wenig schwermütig. Obwohl der Gedanke auf eine ausgiebige, warme Dusche und ein Bett ohne schnarchende Nachbarn doch verlockend ist.
Aber noch ist es nicht so weit: Über Hirzer und Meraner Hütte kommen wir nach Jenesien und übernachten hier ein weiteres Mal im Heu. Und dann ein letzter Abstieg durch Weingärten, an Mandel- und Pfirsichbäumen vorbei hinunter nach Bozen. Wir sind ganz erschlagen von den vielen Eindrücken dort und würden am liebsten umkehren. Aber eins ist sicher:
Wir kommen wieder!
17.01.2025
Seit dem Mittelalter führt der Jakobsweg Menschen nach Santiago de Compostela in Spanien, wo angeblich die Überreste des Heiligen Jakobus ruhen. Heute ist der Jakobsweg nicht nur ein spirituelles Erlebnis, sondern auch eine kulturelle und körperliche Herausforderung, die Menschen aus aller Welt anzieht. Als UNESCO-Weltkulturerbe verbindet der Weg historische Bedeutung mit moderner Pilgertradition und bietet eine einzigartige Gelegenheit, sich selbst zu entdecken und unvergessliche Begegnungen zu erleben.