Blick auf das Breithorn (links) und das Klein Matterhorn vom Rothorn aus
Blick auf das Breithorn (links) und das Klein Matterhorn vom Rothorn aus © Burkhard Steinmüller

Leichte Viertausender: Hoch hinaus für Hochtouren-Einsteiger

26.06.2024
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Wer früh in seiner Bergsteigerkarriere schon seinen ersten 4000er besteigen oder auf seine alten Tage noch einmal hoch hinaus möchte, der hat in den Alpen einige Möglichkeiten. Mehrere der offiziell 82 Berge in den Alpen, die höher als 4000 Meter sind, sind verhältnismäßig einfach zu besteigen. Wir stellen euch ein paar Gipfelempfehlungen für euren ersten 4000er vor - inklusive der Routen und Tipps für den Bergerfolg.

Die Viertausender der Alpen

Die meisten der 82 Viertausender der Alpen liegen in der Schweiz. Alleine 41 der 48 Berge befinden sich im Wallis. Der höchste 4000er und damit auch der höchste Berg der Alpen ist allerdings ein Franzose: Der Mont Blanc ist genau 4810 Meter hoch und führt die Liste der höchsten Berge in den Alpen an. Ob er allerdings wirklich ein reiner Franzose ist oder die Grenze zu Italien über seinen Gipfel verläuft und er damit die doppelte Staatsbürgerschaft hat, ist bis heute umstritten. Die Franzosen behaupten, der Mont Blanc läge ausschließlich auf französischem Hoheitsgebiet, die italienische Sichtweise ist eine andere. Immerhin wird der Mont Blanc de Courmayeur, dessen Gipfel unumstritten auf italienischem Staatsgebiet liegt, als eigener 4000er-Berg angesehen, mit 4748 Metern Höhe der zweithöchste der Gebirgskette. Gefolgt werden sie von der Dufourspitze (4634 m), dessen Nebengipfel Nordend (4609 m), der Zumsteinspitze (4563 m) und der Signalkuppe (4553 m). Sie alle liegen im Monte-Rosa-Massiv (Schweiz, Italien).


Wer diese Berge besteigen möchte, der sollte allerdings entsprechende bergsteigerische Erfahrung mitbringen. Etwas leichter geht es für Hochtourengeher auf die 4000er, die wir euch hier vorstellen wollen. Wir empfehlen dennoch eindringlich, auch diese Berge nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Unser Tipp: Lasst euch von einem ortskundigen Bergführer begleiten! Das erleichtert nicht nur die Tour, sondern gibt euch die notwendige Sicherheit und Entspannung, um die Besteigung mit allen Sinnen genießen zu können.


Und wenn ihr doch auf eigene Faust losziehen wollt: Auch für die Bergtouren, die wir euch hier vorstellen wollen, ist ein valides Wissen über Tourenplanung, notwendiges Material für Hochtouren, Gehen mit Steigeisen/Grödeln, Interpretieren von Wettervorhersagen usw. elementar! Also nehmt auch diese vermeintlich einfachen Berge bitte keinesfalls auf die leichte Schulter.

Gipfel des Breithorns (4.164m)
Gipfel des Breithorns (4.164m) © FlickR_Maurice Koop_(CC BY-ND 2.0)

Breithorn (4.164 Meter, Monte-Rosa-Massiv, Schweiz)

Keine Frage, das Breithorn ist der am einfachsten zu besteigende 4000er in den Alpen. Und das ist alleine der Tatsache geschuldet, dass man nur 281 Höhenmeter (effektiv ca. 350) zurücklegen muss, um seinen Gipfel zu besteigen. Denn bis auf 3.883 Meter Höhe und gleichzeitig auf die höchste Bergstation der Alpen bringen den Bergsteiger die Gondeln der Zermatter Bergbahnen. Komfortabel, oder? Natürlich kann man auch im Zermatter Dorf starten, dann hat man allerdings ca. 2500 Höhenmeter Aufstieg vor sich, was inklusive Abstieg an einem Tag für den Otto-Normal-Berggeher kaum zu schaffen ist. Also: Rein in die Gondel, hoch zum Trockenen Steg, Umstieg in die hochmoderne 3S-Gondelbahn zum Klein Matterhorn, Fahrt über die spektakulären Gletscherfelder und schon steht man auf fast 4000 Metern über dem Meer.


Von hier aus geht man ein paar hundert Meter an der Skipiste entlang und biegt dann nach links auf die großen Schneefelder und den Breithornsattel (3.796 m) ab. Von hier beginnt der Aufstieg über den Südwesthang, der immerhin bis zu 35 Grad steil ist und nicht unterschätzt werden sollte - trittsicher sollte man schon sein.


In Spitzkehren geht es hinauf über den breiten Rücken des Breitshorns direkt bis hinauf zum höchsten der fünf Breithorn-Gipfel, den 4.146 Meter hohen Westgipfel. Besonders schön ist von hier der Blick auf das Monte-Rosa-Massiv mit Monte Rosa, Castor und Pollux - bei guter Sicht sieht man gut die Hälfte aller 4000er im Alpenraum!


Das Breithorn kann gut im Sommer wie im Winter bestiegen werden. Im Winter lässt sich der Gipfelgang gut mit einer spektakulären Gletscherabfahrt vom Schwarztor bis nach Furi hinab verbinden. Hierfür ist allerdings ein ortskundiger Bergführer absolut notwendig, es handelt sich um spaltenreiches Gelände.


Bergführertipps:
- Alpincenter Zermatt
- Zermatters

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Allalinhorn (4027 Meter, Saastal, Wallis)

Nur knapp 20 Kilometer Luftlinie vom Gipfel des Breithorns entfernt liegt das 4027 Meter hohe Allalinhorn zwischen dem Saastal und dem Mattertal. Der Berg zählt nicht nur zu den beliebtesten und meistbestiegenen 4000ern, sondern bietet den Bergsteigern auch einen wunderschönen und weitgehend vergletscherten Gipfel. Das Allalinhorn ist Namensgeber der Allalingruppe, die mit dem Alphubel, Strahl- und Rimpfischhorn drei weitere Viertausender zählt.

Westflanke vom Feejoch
Westflanke vom Feejoch © Wikimedia_Cactus26_Creative Commons License

Das Allalinhorn wird sehr oft bestiegen, der Berg ist fast ganzjährig rege bevölkert. Für viele Bergsteiger ist der Gipfel der erste 4000er in ihrer Vita. Das liegt auch an der Kürze des Normalswegs. Da seit 1984 eine Standseilbahn zum Mittelallalin fährt, ist dieser Punkt meist auch der Startpunkt für seine Besteigung. Nur 570 Höhenmeter gilt es ab hier zum Gipfel zu absolvieren, für die meisten Bergsteiger locker in zwei bis drei Stunden zu bewältigen. Zunächst steigt man über eine breite Piste hinauf zu den Skiliften, von dort über den recht flachen Gletscher zum Feejoch (3807 m). Zum Gipfel geht es über die breite W-SW-Flanke, durch eine kleine Firnmulde und dann nach Norden zum Gipfelkreuz auf der Felskuppe. Ein zweiter Weg führt von der Brittaniahütte über den Ost-Nordost-Grat zum Gipfel, dieser Anstieg dauert aber etwa doppelt so lang und mit ZS (ziemlich schwer) schwerer bewertet als der leichte Normalanstieg.


Bergführertipps:
- Saas-Fee Guides
- Activedreams
- Guide Allalin

Linktipp

Die offizielle SAC-Berg- und Hochtourenskala findet ihr hier zum Download!


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Lagginhorn (4.010 Meter, Saastal, Schweiz)

Das Lagginhorn ist mit 4.010 Metern Höhe der drittniedrigste Viertausender in den Alpen. Der Berg liegt in der Weissmiesgruppe in den Walliser Alpen, seine Besteigung über den Normalweg (SW-Grat) ist in der Hochtourenskala als "WS" (wenig schwierig) bewertet.


Das Lagginhorn wird in der Regel von der Weissmieshütte oder von Hohsaas, welches über die Gondel von Saas-Grund aus erreichbar ist, bestiegen. Etwa 1250 Höhenmeter sind vom Becken des Lagginhorngletschers über den Gletscher, den unteren und oberen Grat auf- und abzusteigen. Der SAC empfiehlt mittlerweile, den Gletscher wegen des vermehrten Steinschlags zu meiden und das Lagginhorn komplett über den Grat zu begehen. Insgesamt ist das Lagginhorn leicht zu besteigen, lediglich einige leichtere Kletterpassagen sind zu bewältigen. Natürlich sollte man entsprechend fit und trittsicher sein. Und insbesondere der Abstieg kann anspruchsvoll werden, wenn man die Tour unterschätzt. Der SAC warnt: "Die Tour hat einen sehr alpinen Charakter! Der Abstieg auf dieser Route kann äusserst heikel sein, weshalb man unbedingt Vorsicht walten lassen muss. Jedes Jahr geschehen auf dem Normalabstieg fatale Unfälle." Erst im August 2023 verunglücken zwei Schweizer tödlich, sie stürzten aus ungeklärter Ursache rund 200 m in die Tiefe. Das neueste Unglück aus dem Juli 2024 kostete eine 45-jährige Deutsche das Leben - sie war beim unangeseilten Abstieg vom Gipfel über die Westflanke abgestürzt.


Bergführertipps:
Siehe Allalinhorn

Strahlhorn und Adlerhorn
Strahlhorn und Adlerhorn © FlickR_Björn S._(CC BY-SA 2.0)

Strahlhorn (4.190 Meter, Saastal, Schweiz)

Auch das Strahlhorn liegt im Saastal. Ausgangspunkt der Besteigung, für die sich vor allem die Sommermonate Juli-September eignen, ist die auf 3.030 Meter Höhe gelegene Brittania-Hütte - eine der meistbesuchten Hütten der Alpen. Das liegt an ihrer Lage, nur etwa zwei entspannte Gehstunden von der Bergstation Felskinn der Saastaler Bergbahnen entfernt.


Das Strahlhorn gilt als technisch leichter 4000er, ist aber aufgrund der konditionellen Anforderung und der langen Wegzeit meist wenig bevölkert und nicht zu unterschätzen. Auch an schönen Tagen sind oft nur ein paar vereinzelte Seilschaften unterwegs, so dass man die Bergwelt manchmal ganz für sich hat.


Die Besteigung (WS) erfolgt von der Brittania-Hütte über den Allalingletscher zum Adlerpass und über den WNW-Grat zum Gipfel. Technisch gibt es kaum Hürden, allerdings geht ein großer Teil des Weges über den Gletscher, entsprechend muss man sehr aufmerksam auf Spalten achten. Das letzte Stück auf den felsigen Gipfel verläuft über einen etwas steileren Abschnitt (NW-Hang). Die Schwierigkeit der Tour liegt vor allem in der Ausdauer: 1320 HM Aufstieg + 170 HM Abstieg (am Anfang von der Hütte auf den Hohlaubgletscher), 5-6 Stunden reine Gehzeit bis zum Gipfel plus ca. 3 Stunden Abstieg wieder zurück zur Hütte (oder wenn man direkt wieder ins Tal möchte noch weiter zur Bergstation Felskinn) - da bedarf es doch eine ordentlichen Grundausdauer und Marschhärte. Und eines frühen Aufbruchs am Morgen sowie sicherer Wetterbedingungen: Bei einer Wetterverschlechterung im Laufe der Tour sich die Orientierung am Allalingletscher oder im Gipfelreich tückisch sein!


Alles in allem, auch dank der tollen Panoramen auf dieser beeindruckenden Tour, ist das Strahlhorn für fitte Bergsteiger ein machbarer 4000er, der Tourenplanung und sichere Wetterbedingungen (wie eigentlich alle Hochtouren) verlangt.


Bergführertipps:
- Bergführer Allalin 4027
- Mammut Alpine School

Das Rifugio Vittorio Emanuele II ist der Ausgangspunkt für die Besteigung des Gran Paradiso
Das Rifugio Vittorio Emanuele II ist der Ausgangspunkt für die Besteigung des Gran Paradiso © Wikimedia_Svíčková_Creative Commons License

Gran Paradiso

Der Gran Paradiso ist nicht nur wegen des gleichnamigen Films aus dem Jahr 2000, in dem ein querschnittsgelähmter junger Mann den Berg bezwingen möchte, ziemlich bekannt. Er ist nämlich auch "Italiens Majestät" und mit 4.061 Metern einer der wenigen 4000er, die vollständig auf italienischem Staatsgebiet liegen.


Der Berg, der höchste in den Grajischen Alpen, ist relativ einfach zu besteigen, allerdings muss man auf Liftunterstützung verzichten. Heißt: Vom Parkplatz in Pont legt man zunächst 775 Höhenmeter zum Ausgangspunkt des Normalwegs zurück, dem Rifugio Vittorio Emanuele II. Man erreicht die ungewöhnlich aussehende Berghütte mit einem kurzen Marsch von etwa zwei/zweieinhalb Stunden. Hier auf 2735 Meter Höhe verbringt man die Nacht, um am Tag der Besteigung früh um vier oder fünf Uhr Richtung Gipfel aufzubrechen. Knappe 5 Stunden Aufstieg stehen bevor, zunächst geht es in einem großen Rechtsbogen in Richtung Gletscher, auf dem man recht steil bergauf in der Seilschaft aufsteigt bis zum Eselsrücken. Fernhalten von den Gletscherbrüchen! Weiter geht es gen Nordosten Richtung Gipfelaufbau, wo kurz vor dem Gipfel die Schlüsselstelle, eine kurze, allerdings sehr ausgesetzte Querung (UIAA 2+) kletternd bewältigt werden muss. Übrigens: Die schöne Madonna auf dem Madonnengipfel ist offiziell nicht der Gipfel, den muss man sich von hier noch über felsiges Gelände in ca. 15 min erklettern (I-II). Allerdings lassen es die meisten Gipfelstürmer an der Madonna gut sein, sie liegt auch nur ein paar Meter niedriger als der eigentliche Gipfel.

Gipfelbereich des Gran Paradiso
Gipfelbereich des Gran Paradiso © FlickR_Mário Simoes_(CC BY 2.0)

Am Gipfel des Gran Paradiso erwarten euch wunderbare Ausblicke auf die Südostseite des Mont Blanc Massivs und die 4000er der Walliser Alpen. Insgesamt ein toller Berg, an dem recht viel los ist - was insbesondere bei der nur einzeln begehbaren Kletterstelle vor dem Gipfel ab und zu für Tumult, Wartezeiten und Diskussionen sorgt, da sich Absteigende und Aufsteigende in die Quere kommen. Technisch ist der Berg für fitte und schwindelfreie Bergsteiger gut zu machen, die Länge des Weges darf man aber nicht unterschätzen!


Bergführertipps:
- Bergführer Esprit Montagne
- Bergschule Oberallgäu

Weitere (relativ) leicht zu besteigende 4000er in den Alpen:

An dieser Stelle sei nochmals erwähnt, dass Hochtouren in den Bergen, sei es nun ein 3000er oder 4000er oder gar höher, immer Gefahren bergen. Wir empfehlen daher, Touren immer mit einem erfahrenen Bergführer zu unternehmen, der sich an den entsprechenden Bergen gut auskennt.


Wenn ihr nun überlegt, welchen Viertausender ihr für eure erste Tour auf einen der hohen Berge der Alpen wählen sollt, könnten sich auch folgende Gipfel eignen:


  • Aletschhorn (4.193 Meter, Berner Alpen, Schweiz)
  • Weissmies (4.017 Meter, Walliser Alpen, Schweiz)
  • Bishorn (4.153 Meter, Walliser Alpen, Schweiz)
  • Alphubel (4.206 Meter, Walliser Alpen, Schweiz)

Wir wünschen viel Spaß in den Bergen und empfehlen: Better be safe than sorry!

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