Jakobsweg, Camino de Santiago, Chemin de Saint Jacques, Caminho Português oder Way of St. James – unter all diesen Namen kann euch der wohl bekannteste Pilgerweg der Welt begegnen. Seit dem Mittelalter führt der Pilgerweg Menschen nach Santiago de Compostela in Spanien, wo angeblich die Überreste des Heiligen Jakobus ruhen.
Heute ist der Jakobsweg nicht nur ein spirituelles Erlebnis, sondern auch eine kulturelle und körperliche Herausforderung, die Menschen aus aller Welt anzieht. Als UNESCO-Weltkulturerbe verbindet der Weg historische Bedeutung mit moderner Pilgertradition und bietet eine einzigartige Gelegenheit, sich selbst zu entdecken und unvergessliche Begegnungen zu erleben.
Meistens ist mit dem Jakobsweg der Camino Frances gemeint, ein Pilgerweg in Nordspanien. Tatsächlich ist der Jakobsweg jedoch nicht nur ein Weg, sondern ein Wegenetzwerk, das viele verschiedene Pilgerwege in ganz Europa umfasst.
Der Camino Frances, beziehungsweise Camino de Santiago, beginnt in St. Jean Pied de Port an der französisch-spanischen Grenze. Es gibt jedoch viele andere Ausgangspunkte für den Jakobsweg, zum Beispiel Paris. Theoretisch kann der Jakobsweg sogar vor eurer Haustür beginnen, auch wenn er dann nicht mit der typischen kleinen Muschel gekennzeichnet ist. Dabei geht es weniger um die Markierung des Pilgerweges als mehr um die Idee, die hinter dem Pilgern steckt: Sich selbst zu finden.
Warum man den Jakobsweg geht, ist schwer allgemein zu sagen, denn jeder Pilger hat schlussendlich seine eigenen Gründe. Laut Definition ist Pilgern eine Reise zu einem spirituellen, religiösen oder heiligen Ort. Für viele hat das Pilgern heutzutage jedoch nicht mehr den gleichen Hintergrund. Oft geht man den Jakobsweg, um sich selbst zu finden. Viele Menschen möchten dem Alltag entfliehen, Ruhe in der Natur finden und Gleichgesinnte treffen.
Aber warum dann nicht einen anderen Weitwanderweg wählen? Zum einen spielt die Geschichte des Jakobsweges mit, die bereits weit zurückreicht. Durch diesen langen Zeitraum hat sich der Jakobsweg einen besonderen Ruf erobert, der immer wieder von begeisterten Pilgern unterstützt wird.
Zum anderen ist der Jakobsweg nicht ein einziger Weg, sondern ein ganzes Netzwerk, wodurch eine große Vielfalt entsteht:
Weitere Gründe, warum Menschen den Jakobsweg für ihre Pilgerwallfahrt wählen sind:
Die Tradition des Jakobsweges reicht bis ins Mittelalter zurück. Damals pilgerten Menschen auf dem Camino de Santiago zum vermeintlichen Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela. Bereits im Jahr 930 sind Pilgerer aus Aquitanien und dem Bodenseegebiet nachgewiesen. Durch den Bau der Kathedrale in Santiago de Compostela und die Einführung sogenannter Gnadenjahre durch die katholische Kirche, zog der Weg ab dem 15. Jahrhundert noch mehr Pilger an.
Im 17. Jahrhundert erfuhr die Pilgerfahrt schließlich einen kleinen Niedergang und wurde erst in den 1970ern wiederbelebt. Seit 1980 wurden zahlreiche Wege in ganz Europa durch eine Jakobsmuschel und/oder einen gelben Pfeil markiert, um die Wege ersichtlich zu machen.
Heute erfreuen sich der Jakobsweg und die Wege der Jakobspilger großer Beliebtheit, sowohl aus religiösen als auch aus spirituellen oder touristischen Gründen. Zuletzt begrüßte der Jakobsweg im Jahr 2023 insgesamt 446.035 Pilger aus 200 verschiedenen Ländern, wie Spanien, den USA, Deutschland oder Italien.
Da es viele verschiedene Jakobswege gibt, unterscheiden sich auch die Etappen und ihre Dauer. Der klassische Jakobsweg Camino France kann zum Beispiel in 30 Tagen oder 32 Etappen begangen werden, wenn ihr jeden Tag durchschnittlich 25 Kilometer zurücklegt. Natürlich könnt ihr auch weniger Kilometer am Tag laufen, dementsprechend wird sich die Dauer und die Menge der Etappen verlängern.
Der bekannteste Jakobsweg Camino Frances liegt in Spanien. Die meisten Wege aus anderen Ländern führen auf diese Route, sodass 65% aller Pilger den Camino Frances früher oder später entlanggehen. Aber es gibt auch die Möglichkeit, drei andere Routen nach Santiago zu nehmen. Wir stellen euch die Wege in Spanien hier kurz vor:
Camino France
St. Jean Pied de Port
32
800
Camino del Norte / Küstenweg
Irun
41
850
Camino Primitivo
Oviedo
15
300
Via de la Plata
Sevilla
40
1000
Alle vier Routen haben Santiago de Compostela als Ziel. Obwohl Camino Primitivo der kürzeste der Wege ist, handelt es sich dabei um eine der schweren Routen, da sie sehr anspruchsvoll ist.
Wer nach seiner Pilgerung nach Santiago noch nicht genug hat, der kann seine Reise zur Selbstfindung mit der Camino Finisterre erweitern. Die 119 Kilometer lange Strecke des Camino Finisterre kann in 6 Etappen begangen werden und endet in Kap Finisterre, das vor der Entdeckung Amerikas als das Ende der Welt gesehen wurde.
Gemeinsam mit den vier spanischen Jakobswegen gehört der Camino Portugues zu den beliebtesten Wegen, deren Ziel Santiago de Compostela ist. Die Route ist vor allem ideal für Anfänger, da sie nur 240 Kilometer lang ist und meistens auf flachen Wegen verläuft. Der Jakobsweg in Portugal kann in 12 Etappen zurückgelegt werden und beginnt in Porto.
Die Jakobswege in Deutschland sind meist kürzer als ihre Vertreter in Spanien. Insgesamt gibt es 30 Routen, die zu Jakobs Pilgerwegen gehören. Ihr könnt die Routen auch nutzen, um weiter nach Frankreich und dann nach Spanien zu gelangen, sodass ihr ebenfalls in Santiago de Compostela herauskommt. Wir stellen euch hier einige beliebte Jakobswege in Deutschland vor.
Mosel-Camino
Koblenz - Trier
5
160
Via Baltica
Swinemünde - Bremen
24
600
Via Scandinavica
Insel Femarn - Eisenach
30
655
Zittauer Jakobsweg
Görlitz - Prag
9
210
Wenn ihr den Zittauer Jakobsweg für eure Pilgerung wählt, müsst ihr auf tschechischem Gebiet nach der Markierung I24 Ausschau halten, da hier nicht das typische Muschelsymbol zur Kennzeichnung verwendet wird.
Auch in Frankreich gibt es Jakobswege, die teils in das spanische Wegenetz führen. Diese Wege sind zum Weltkulturerbe der UNESCO gekürt worden, der Via Podiensis ist dabei der älteste Jakobsweg Frankreichs:
Via Lemovicensis
Vézelay - Ostabat
35
900
Via Podiensis
Le Puy en Velay - St. Jean Pied de Port
29
760
Via Tolosana
Arles - Puente la Reina
36
956
Via Turonensis
Paris - Ostabat
30
885
Auf der Via Tolosana ist ein Pilgerpass sinnvoll, da manche Herbergen nur Pilger in ihre Unterkunft lassen. Den Pilgerpass könnt ihr online bei der Jakobswegzentrale erwerben, bei einer Jakobsweggesellschaft beantragen oder einfach vor Ort bei Startpunkten wie Porto oder St. Jean Pied de Port kaufen.
Grundsätzlich eignen sich die meisten Routen nach Santiago de Compostela für Anfänger. Je nachdem, wie ihr die Etappen plant, kann auch der Camino France als Anfänger leicht begangen werden. Wichtig ist es, dass ihr euch gut vorbereitet und informiert, aber auch auf euren Körper hört und spontan bleibt. Es kann schon einmal sein, dass man an einem Tag 5 Kilometer mehr läuft als geplant oder auch weniger.
Wer sich erst testen möchte, bevor er sich nach Spanien aufmacht, kann sich als Anfänger auch gut einen Fernwanderweg in der Heimat aussuchen und diesen erstmal für ein Wochenende ausprobieren. Alternativ gilt auch der Camino Portugues als besonders anfängerfreundlich, da er kürzer ist als die meisten spanischen Jakobswege.
Eine typische Tagesetappe auf dem Jakobsweg beträgt etwa 20 bis 25 Kilometer, je nach persönlicher Fitness und den Gegebenheiten des Weges.
Was den Jakobsweg unter anderem so interessant macht, sind die zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele, die sich daran befinden. Auf dem Camino Frances könnt ihr zum Beispiel
Auf der Camino del Norte könnt ihr eure Pilgerreise mit verschiedenen beeindruckenden Höhlen, wie der Höhle von Ekain, bereichern oder einen Ausflug zum Nationalmuseum und Forschungszentrum von Altamira unternehmen. Auch die Hängebrücke von Vizcaya ist ein beliebtes Ausflugsziel am Jakobsweg. Für Pilger in Frankreich gibt es ebenfalls verschiedene Ausflugsziele, die sich lohnen:
Ein besonderer Tipp für Katzenliebhaber ist die Stadt La Romieu. Hier gibt es überall auf den Häusern im Zentrum der Stadt kleine Katzenskulpturen. Die Skulpturen gehen auf eine Legende zurück, laut der die Bürger in einer Hungersnot Katzen essen mussten. Ein Waisenmädchen namens Angelinè rettete und versteckte zwei der Katzen und als die Stadt ein Rattenproblem entwickelte, ließ sie die Katzen frei, um das Problem zu beseitigen.
Um den Jakobsweg zu erwandern, gibt es einiges, was Pilger beachten können. Wir haben ein paar Tipps für euch, um eure Reise bestens zu gestalten.
Wichtig bei der Planung ist, welchen Jakobsweg ihr nehmen möchtet. Dafür solltet ihr euch fragen:
Bei der letzten Frage geht es zum Beispiel darum, ob ihr euch eher in die Natur zurückziehen oder neue Menschen kennenlernen wollt. Insbesondere der Camino Frances wird von vielen heutzutage als überlaufen wahrgenommen, sodass für eine ruhige Reise auch andere Wege gewählt werden. Habt ihr euch für eine Route entschieden, solltet ihr
Für die Reise solltet ihr sorgfältig auf eure Ausrüstung achten, dazu findet ihr im Artikel "Ausrüstung für das Wandern" noch mehr Informationen. Kleiner Tipp: Blasenpflaster, sowie Mückenspray sollten keinesfalls in eurem Gepäck fehlen.
Für eure Pilgerfahrt auf dem Jakobsweg bietet sich am besten der Frühling an. Da das Wetter mild und nicht zu heiß ist, die Natur aber bereits aufblüht, empfinden viele diese Zeit als beste Reisezeit.
Ein deftiges Frühstück ist wichtig für die tägliche Pilgerreise. In Spanien gibt es viele Pilgerherbergen, während in Frankreich Wanderherbergen (Gîte d’étape), Klöster und Pilgerunterkünfte häufig sind. Camping ist nur auf offiziellen Campingplätzen erlaubt. In Deutschland gibt es selten Wanderherbergen, meistens bieten Pensionen und Privatanbieter Unterkünfte an.