Jeden Sommer erreichen uns traurige Nachrichten aus den Alpen, wenn Menschen bei der Ausübung ihres Lieblingssports von Gewittern überrascht und vom Blitz getroffen werden. Am vergangenen Wochenende ließen gleich zwei junge Menschen in den Bergen ihr Leben: Am Gipfel der Zugspitze wurde am Sonntagnachmittag eine Gruppe junge Männer aus Nordrhein-Westfalen von einem Gewitter überrascht. Ein 18-Jähriger wurde vom Blitz getroffen und verstarb noch an der Unfallstelle. Die Männer waren mit der Zugspitzbahn zur Bergstation gefahren und von dort den kurzen, mit Stahlseilen gesicherten Steig zum Gipfel hinaufgeklettert. Auf dem Rückweg schlugen mehrere Male Blitze im Bereich des Gipfels ein und der junge Mann erlitt einen tödlichen Stromschlag.
Auch in Österreich kam ein Wanderer ums Leben. Der 22-Jährige war mit seiner Mutter und seinem Bruder von der Sudetendeutschen Hütte in Osttirol zur Rudolfshütte im Salzburger Stubachtal unterwegs. Wie der BR berichtet, habe ein Teil der Familie unter einem Felsvorsprung Schutz vor einem Gewitter gesucht, während der 22-Jährige weiter ging und in rund 2.300 Metern Seehöhe vom Blitz getroffen wurde. Nachdem das Unwetter abgezogen war, fand der Bruder den leblosen Mann, der im Anschluss von einem Polizeihubschrauber ins Tal gebracht wurde.
Wärmegewitter sind im Sommer nicht ungewöhnlich. Durch den anhaltenden Klimawandel scheinen die Extremwetter-Situationen aber von Jahr zu Jahr häufiger zu werden. Die wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, so dass mehr und feuchtere Wolken entstehen, die sich insbesondere im Gebirge mit enormer Heftigkeit (Starkregen, Gewitter) entladen können. Aber was tun, wenn man auf Tour in ein Gewitter gerät? Wir geben einige Verhaltenstipps und Hinweise, wie ihr einer Katastrophe entgehen könnt.
Frühzeitige Planung kann gefährliche Situationen vermeiden. Bevor ihr in die Berge geht, solltet ihr am Tag zuvor unbedingt die Wettervorhersage überprüfen. Wenn Gewitter vorhergesagt sind, verschiebt die Tour. Insbesondere durchziehende Kalt- und Warmfronten bergen die Gefahr von Gewitterbildung.
Gewitter bilden sich meist am Nachmittag. Wer seine Wanderung, Klettersteig- oder Bergtour früh startet, ist auch früher wieder in sicherem Gelände.
Turmartig oder ambossförmig aufgebaute Wolken sind Anzeichen, dass ein Gewitter aufziehen könnte. Merkt ihr am Berg zudem, dass der Wind auffrischt oder sogar elektrische Spannung in der Luft liegt, solltet ihr nicht lange zögern und euch in Sicherheit bringen. Elektrische Spannung merkt man zum Beispiel durch ein prickelndes oder kribbelndes Gefühl auf der Haut, besonders an den Armen und im Nacken, aufgerichtete Haare, sogar Knistern und Funken. Manche Menschen berichten von einem speziellen, oft metallischen Geruch, der in der Luft liegt, bevor ein Gewitter losbricht. Dies kann durch Ozon verursacht werden, das durch elektrische Entladungen in der Luft entsteht. Dies in Verbindung mit hohen Quellwolken und Wolkentürmen sollten bei euch dafür sorgen, dass die Alarmglocken klingeln.
Solltet ihr trotz aller Planung doch in Gewitterwetter geraten, solltet ihr so schnell wie möglich von Gipfeln und Graten entfernen. Blitze treffen oft die höchsten Punkte, somit minimiert man das Risiko, getroffen zu werden, wenn man sich von diesen entfernt.
Wenn sich ein Gewitter nähert, sucht eine Schutzhütte oder ein Gebäude auf. Diese bilden einen sicheren Rückzugsort vor Blitzen.
Wichtig: Entfernt euch von metallischen Gegenständen wie Wanderstöcken oder Rucksäcken mit Metallteilen. Metall leitet Elektrizität und erhöht das Risiko eines Blitzschlags. Solltet ihr in einem Klettersteig unterwegs sein: Schnellstmöglich weg vom Stahlseil und eine sichere Ausweichstelle suchen, die natürlich auch keine Absturzgefahr bieten sollte. Immer wieder schlagen Blitze in Klettersteige ein, insbesondere in den Via Ferrata ist die Gefahr besonders groß.
Das sollte zwar jedes Schulkind gelernt haben, aber Waldränder oder alleinstehende Bäume bieten keinen Schutz vor Blitzen. Vielmehr schlagen diese häufig dort ein und können Schutzsuchende dabei schwer verletzen oder gar töten. Tief in einem dicht bewachsenen Wald ist man besser aufgehoben.
Wenn kein Schutz verfügbar ist, sucht eine Senke oder Mulde im Gelände auf. Diese bieten etwas Schutz, da Blitze die höchsten Punkte bevorzugen. Nischen unter frei stehenden Felsblöcken sollte man meiden.
Wasser leitet Strom sehr gut, daher solltet ihr euch nicht an Seen, Bächen oder feuchten Stellen aufhalten, wenn es donnert und blitzt.
Wenn ihr euch auf euren Rucksack oder eine isolierende Unterlage setzt, die Beine anzieht und die Arme um die Knie legt, verringert die Kontaktfläche mit dem Boden. Das bietet besseren Schutz.
Haltet in der Gruppe mindestens 5 Meter Abstand voneinander. Das verringert das Risiko, dass ein Blitzschlag mehrere Personen gleichzeitig trifft.
Diese Tipps sollten euch helfen, die Risiken bei einem Gewitter in den Bergen zu minimieren und euch bestmöglich zu schützen.