Unterwegs im Rothauser Land

Schwarzwald, Deutschland

 © Rothauser Land
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Die Schlucht der Schlücht

Zwischen Seebrugg und Bonndorf zweigt in Rothaus gegenüber der Brauerei die L 157 zu einer sich nach Süden neigenden Hochfläche ab. Bei klarem Wetter markieren, ganz unverstellt, die Alpen den breiten Horizont. Glücklich muss sein, könnte man meinen, wer hier geboren ist. Am ruhig gelegenen und recht kleinen Schlüchtsee (2,8 ha), der auch auf dem Skulpturenpfad des Schlühüwana-Parks erreichbar ist, verrät noch nichts die Wildheit der Schlücht, mit der sie sich in ihrem Unterlauf eine über 100 m tiefe Schlucht ins Gestein grub. Auf einer Strecke von nur 29 km bewältigt sie gut 660 Höhenmeter, bevor sie die Wutach bereichert und mit ihr bei Tiengen in den Rhein fließt. Die Gemeinden Grafenhausen, Birkendorf und Ühlingen liegen terrassenartig auf dem Weg dorthin. Unterhalb Ühlingens, nach Einfluss der Mettma (die Schwarza gesellt sich bald dazu), imponiert das Schlüchttal gleich mit einem Felsentor. Ab hier werden die Wände senkrecht. Das ist ambitionierten Kletterern nicht entgangen, am Schwedenfelsen lauern gar aberwitzige Überhänge.

So urtümlich diese Schluchtlandschaft auch ist, ingenieurtechnisch wurde sie in das komplexe Pumpspeichersystem der Schluchseewerke integriert: So speist ein Teil der Schlücht durch eine Leitung die Witznautalsperre – und damit ihren eigenen Zufluss, die Schwarza. Das Schlüchttal wieder hinauf ins lauschige Birkendorf (1973 zum schönsten deutschen Dorf gekürt), könnte man am Naturena Badesee hingegen zweifeln, ob es nicht doch noch Idyllen gibt. Ein Gedanke, der sich, zu Fuß etwa 2 km die Schlücht zur Tannenmühle hoch, bei einer Forelle vertiefen lässt. Die Delikatesse, nebenan in eigenen Teichen gezüchtet, wird in gut zwei Dutzend Varianten angeboten. Zu besichtigen ist dort auch eine Museumsmühle, die eine sozusagen bewegte Geschichte hat: Bis 1832 drehte der höher gelegene Röttenbach bei Mettenberg ihr Rad, dann wurde sie demontiert und hier an der Schlücht wieder aufgebaut. 1918 abgebrannt, wurde sie 1922 wiedererrichtet und noch bis in die 1950er-Jahre betrieben. Danach verfiel sie. Die heutige Museumsmühle ist eine originalgetreue Rekonstruktion (1986) ihrer Vorgängerin. Innen mit Gerätschaften des 19. Jahrhunderts ausgestattet, lassen sich alle Produktionsprozesse verfolgen, die aus Getreide Mehl zum Backen und Kochen machen. Kinder dürfte zudem das Tiergehege mit Streichelzoo erfreuen, in dem u. a. Ponys, Alpakas, chinesische Maskenschweine, Ziegen und allerlei Vögel leben. So viel ländliche Abgeschiedenheit verträgt auch einen Pfau, dessen schillernde Radschläge für ein wenig Eitelkeit sorgen.

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