Auch 2024 verbringen viele Outdoorfreunde ihren Urlaub im eigenen Land. Das muss aber insbesondere für Wanderer, die eine Mehrtagestour planen, kein Nachteil sein – denn auch Deutschland hat eine Vielzahl toller Weitwanderwege zu bieten. Die Redaktion von Alpen-Guide stellt euch ein paar der Highlights vor – im Süden, Osten, Westen und Norden von Deutschland.
Einige der schönsten Weitwanderwege von Deutschland liegen natürlich im Süden des Landes. Schon allein die Topografie sorgt für unvergessliche Panoramen, tolle Aussichtspunkte und anstrengende Etappen. So zum Beispiel bei der Wandertrilogie Allgäu: Auf insgesamt 54 Etappen können bis zu 876 Kilometer Weg zurückgelegt werden. Schön ist die Unterteilung: Wer gerne sanft und gemäßigt wandert, der nimmt den Wiesengänger-Weg, wandert zum Beispiel in Kaufbeuren, Ottobeuren, Leutkirch, Wangen, Isny oder Marktoberdorf und genießt seine sanfte Tour durch die Natur. Bei der Wasserläufer-Route durchwandert man die Voralpenlandschaft und muss etwas mehr Saft in den Beinen haben, denn es geht schon mal deutlicher rauf und runter. Die Wasserwege und kleinen Wasserfälle im Westen des Allgäus begeistern hier ebenso wie die zahlreichen Seen in der Mitte oder im Osten der Region. Richtig sportliche Wanderer versuchen sich an der Himmelsstürmer-Tour auf insgesamt 24 möglichen Etappen. Es geht in den höheren Gipfellagen des Allgäus sportlich und abgeschieden zu.
In Oberbayern sind vor allem zwei Wege zu empfehlen: Der SalzAlpenSteig verläuft auf 230 Kilometern durch alte Salzgebiete von Bayern und Österreich. 18 Tagesetappen kann man hier unternehmen, startend zum Beispiel vom Chiemsee, in den bekannten Orten Ruhpolding, Inzell, Bad Reichenhall oder Ramsau. Jede Etappe ist individuell und beeindruckt mit besonderen Naturschätzen. Doch sie alle haben eines gemein: das Salz. Der Weitwanderweg führt entlang historischer Soleleitungen vorbei an Salzarbeiter-Häuser und in die Tiefen der Schaubergwerke. Mit Chiemsee, Königssee und Hallstättersee bereichern zudem drei der schönsten Seen Europas die Tour. Der zweite weitbekannte Fernwanderweg durch Oberbayern ist der König-Ludwig-Weg. Er verbindet Neuschwanstein und das Schloss Hohenschwangau, in dem König Ludwig aufgewachsen ist, mit seinen Lieblingsplätzen in Bayern und dem See, in dem sein Leben ein tragisches Ende nahm: den Starnberger See. Wanderer sind hier König: Denn wer die 8- oder 10-Tages-Tour antritt, der wandert ohne Gepäck – das wird nämlich direkt zur nächsten Übernachtungsstation gebracht.
Wen es eher in den Schwarzwald zieht, dem seien insbesondere der Schluchtensteig und der bekannteste aller Fernwanderwege in Baden-Württemberg, der Westweg, ans Herz gelegt. Der 119 Kilometer lange Schluchtensteig Schwarzwald führt in weitem Bogen von Stühlingen nach Wehr quer durch den Naturpark Südschwarzwald. Er gehört zu den „Top Trails of Germany“ und somit zu Deutschlands ausgezeichneten Fernwanderwegen. Am besten geht man die naturnahen Felspfade, Wurzelwege in Schluchtwäldern, gesicherten Steige sowie Wiesenpfade und Forstwege zwischen Mai und Oktober, wenn das Wetter am stabilsten ist. Trittsicher und schwindelfrei sollte man auf den ca. 3.200 Höhenmetern (Auf- und Abstieg) allerdings sein, für Wander-Anfänger ist der Schluchtensteig eher nicht geeignet.
Der Westweg ist der längste Fernwanderweg im Schwarzwald und führt einmal von Nord nach Süd durch ihn hindurch, von Pforzheim bis nach Basel. Er ist mit rund 288 Kilometern auch der längste der drei Schwarzwald-Längswege. Im Jahr 2007 wurde er den Bedürfnissen moderner Wanderer angepasst, teilweise verlegt und zum Qualitätsweg "Wanderbares Deutschland" umgestaltet.
Der Westweg zählt ebenfalls zu den "Top Trails of Germany", den besten Fernwanderwegen in Deutschland. Bei Titisee-Neustadt gabelt sich der Weg in zwei Varianten, die sich in Basel wieder treffen.
Der Goldsteig zählt zu den längsten Fernwanderwegen Deutschlands. Über mehr als 2.000 km verläuft er im Oberpfälzer Wald, Bayerischen Wald & Böhmen. Zu den 660 Wanderkilometern (ca. 16.500 Höhenmeter Auf- und Abstieg) des bayerischen Goldsteigs kommen 289 km des tschechischen Bruderwegs. Mit Zubringerwegen und Querverbindungen ergibt sich ein 2.000 Kilometer langes, internationales Wanderwegenetz mit 13 Grenzübergängen.
Der Goldsteig ist perfekt beschildert und wurde im Jahr 2007 offiziell eröffnet. Er führt auf deutschem Boden von Marktredwitz bis Passau und verläuft dabei durch den Nationalpark Bayerischer Wald und durch fünf Naturparks. Wer auf Wald und Bäume steht, der wird ihn lieben – denn der Goldsteig durchquert das größte zusammenhängende Waldgebirge Mitteleuropas. Für die Wanderung durch den Südosten Deutschlands gibt es zwei Varianten: Auf der Nordvariante des Goldsteigs überläuft man zahlreiche Gipfel (zum Beispiel den Großen Arber und den Großen Falkenstein), die Südvariante ist einfacher gestaltet und richtet sich an die Genusswanderer.
Weiter nördlich und von Altenberg in Sachsen bis nach Blankenstein in Thüringen, dem Startort des Rennsteigs, verlaufend gehört der Kammweg zu den Qualitätswanderwegen in Deutschland. Auch er bietet beste Beschilderung, freundliche Gastgeber und Gipfelerlebnisse auf den höchsten Bergen des Erzgebirges und Vogtlandes. Mit 17 Tagesetappen kann man den Kammweg gut bewältigen. Am Wegesrand entdeckt man eine der modernsten Großschanzen Europas, mehr als 23 Museen, Schauwerkstätten der erzgebirgischen Volkskunst und unzählige Zeugnisse des Bergbaus. Konditionsstarke Wanderer können hier ihre Wanderung über das Drehkreuz des Wanderns direkt auf dem Rennsteig, Frankenweg oder dem Fränkischen Gebirgsweg fortsetzen. Die Tourismusverbände Erzgebirge und Vogtland bieten „Rundumsorglos-Pakete“ zum Wandern ohne Gepäck – am besten direkt dort informieren.
Mit dem Hochrhöner hat die Rhön einen der schönsten Weitwanderwege in Deutschland zu bieten – das befand auf jeden Fall das Wandermagazin im Jahr 2010, wenige Jahre nach der Einweihung des ca. 180 km langen Wanderwegs. Im „Land der offenen Fernen“ führt der Weg durch das Herz Deutschlands und das Biosphärenreservat Rhön. Start ist der Kurort Bad Kissingen, enden tut der Hochrhöner in Bad Salzungen. Selbstverständlich überquert der Weg auch die höchsten Erhebungen der Rhön: die Wasserkuppe, den Kreuzberg und den Ellenbogen.
Natürlich gibt es auf dem Weg zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu entdecken, so zum Beispiel das Franziskanerkloster am Kreuzberg oder die Milseburg. Wie viele andere Fernwanderweg hat auch der Hochrhöner zwei Varianten: Östlich von Gersfeld teilt sich der Weg in eine West- und eine Ostvariante. Während die Westvariante über die Kuppenrhön verläuft, zieht sich der Weg der Ostvariante über das Plateau der Hochrhön.
Natürlich geht in der Mitte Deutschlands für Fernwanderer kein Weg am Rennsteig, dem Höhenweg des Thüringer- und Frankenwaldes, vorbei. Vom Mittellauf der Werra oder besser von Hörschel (bei Eisenach) bis zum Oberlauf der Saale bei Blankenstein verläuft der Rennsteig als Höhenweg über den Kamm des Thüringer Waldes und des Thüringer Schiefergebirges sowie teilweise durch den nördlichen Frankenwald. Auf 169,3 km kann der Rennsteigwanderer die Natur und Geschichte dieser einzigartigen Landschaft erleben. Übrigens: Schon im 9. Jahrhundert gab es erste Hinweise auf die Existenz des Rennsteigs, man wandelt hier also auf geschichtsreichen Pfaden. Für Urlauber gibt es in den touristisch gut erschlossenen Rennsteig-Regionen unzählige Unterkünfte, Gasthäuser und Freizeitangebote. Viele Erlebnisbäder, Wellness- und Fitnesseinrichtungen, Sommerrodelbahnen, Hochseilgärten und im Winter natürlich Skilifte säumen den Rennsteig.
Auch der Harz bietet mehrere Fernwanderwege, der bekannteste unter ihnen ist der Harzer-Hexen-Stieg. Die Gesamtstrecke aller Etappen beläuft sich auf ca. 154 Kilometer Länge, wobei hier auch die Varianten mitzählen. Man kann den Stieg auch in fünf Etappen mit ca. 2200 Höhenmetern bewältigen. Wie der Name schon sagt, hier geht es „teuflisch schön und höllisch spannend“ zu. Sagen und Märchen begleiten den Wanderer auf seinem Weg durch das nördlichste Mittelgebirge Deutschlands, natürlich spielen aber auch die Themen Natur, Geologie, Geschichte und Kultur eine große Rolle, wenn man sich mit dem Wanderweg auseinandersetzt.
Der Harzer-Hexen-Stieg durchquert den Nationalpark Harz von Osterode im Westen bis nach Thale im Osten. Höchster Punkt dabei ist natürlich der 1141 Meter hohe Brocken, den man auf der dritten der fünf Hauptetappen überwindet. Grüne Misch- und Nadelwälder, felsige Schluchten und steil aufragenden Klippen, jahrtausende alte Hochmoore und mittelalterliche Fachwerkstädtchen liegen am Harzer-Hexen-Stieg. Und nicht zuletzt die spektakuläre Hängebrücke „Titan-RT“, die 2017 fertig gestellt wurde und sich über die gewaltige Länge 458,5 Metern Bode-Staubecken spannt! Es gibt also viel zu entdecken auf dem Prädikatswanderweg, der zu den wenigen „Top Trails of Germany“ zählt.
In der Mitte Deutschlands gibt es natürlich noch weitere Fernwanderwege, die eine Reise wert sind, so zum Beispiel der WesterwaldSteig (von Herborn in Hessen bis nach Bad Hönningen in Rheinland-Pfalz) oder der Habichtswaldsteig in Nordhessen (85km Länge).
Der Westen Deutschland hat auch mehrere Gebirgszüge zu bieten, so zum Beispiel die Eifel. Hier zieht sich der 313 Kilometer lange Eifelsteig zwischen Aachen und Trier durch das größte noch intakte Hochmoor Europas, das Hohe Venn. Das Motto des „Top Trails of Germany“-Fernwanderweg lautet „Wo Fels und Wasser Dich begleiten“ – denn neben dem einzigen Nationalpark Deutschlands wandert man gen Süden durch die Vulkaneifel bis zu den markanten Buntsandsteinfelsen bei Trier. 15 Etappen zählt der Eifelsteig, jede zwischen 15 und 28 Kilometer lang. Mit etwa 7.600 Höhenmeter (Auf- und Abstieg) ist der Steig nicht ohne und als schwer eingestuft, wer ihn komplett begehen möchte, sollte also genug Saft in den Beinen haben. Der Wanderer wird belohnt mit spektakulären Aussichten auf felsige Kalkriffe, ungewöhnliches Wandern auf Holzstegen durch das Hochmoor und wunderschöne Plätze wie Dietzenley oder das malerische Kylltal.
Nicht minder empfehlenswert, wenn man nach Weitwandern im Westen Deutschlands strebt, ist der Rothaarsteig. Er verläuft auf etwa 155 Kilometern länge durch das Rothaargebirge vom Startpunkt Brilon (NRW) bis nach Dillenburg in Hessen. Je nach Sportlichkeit kann er in sechs, acht oder gemütlichen zwölf Etappen begangen werden. Die Standardvariante über acht Etappen (etwa 4.500 Höhenmeter im Auf- und Abstieg) bringt euch in die bekannten Sauerländischen Urlaubsorte Willingen, Winterberg, auf den Kahlen Asten, an die Ruhrquelle, den Rhein-Weser-Turm und zahlreiche andere Sehenswürdigkeiten. Top beschildert gehört der Rothaarsteig zu den empfehlenswerten Weitwanderwegen in Mitteldeutschland.
Geographisch bedingt geht es in Norddeutschland beim Wandern flacher zugange. Dennoch gibt es auch hier wunderschöne Fernwanderwege: Der Heidschnuckenweg startet vor den Toren Hamburgs und verläuft 223 Kilometern Länge über sanfte Hügellandschaften der Lüneburger Heide bis nach Celle. Eine Tour fast ohne Höhenmeter, aber mit viel Charme. Ein Highlight sind mit Sicherheit die lila-blühenden Landschaften, die man toll beim Ausblick vom Wilseder Berg (Etappe 4), vom Brunsberg oder vom Pferdekopf (beide Etappe 2) erblicken kann. Ein Anblick für die Ewigkeit bietet der Totengrund, ein „Tal von überirdischer Schönheit“. Übrigens: Auch der Heidschnuckenweg ist ein vom deutschen Wanderverband ausgezeichneter Qualitätswanderweg. Die zweite Etappe belegte 2014 den ersten Platz bei der Wahl des Wandermagazins zur schönsten Wandertour Deutschlands.