Eine schöne Bilderbuchtour (sofern das Wetter mitspielt) im Berchtesgadener Nationalpark mit zwei Hunden: Diese dreitägige Tour haben unsere Alpen-Reporter Claudia und Dennis gemacht. Übernachtet haben sie im Carl-von-Stahl-Haus, der Gotzenalm und dem Kärlingerhaus.
Begonnen hat unsere kleine Hüttentour in der Gaststätte Waldstein in Schönau, in der wir zuvor übernachtet haben. Die freundliche Gastgeberin bot uns an, ihren Parkplatz während unserer Tour kostenlos zu nutzen. Da die alternativen Parkmöglichkeiten mit 3 bis 5 Euro am Tag zu Buche geschlagen hätten, haben wir uns die Kosten natürlich gerne erspart.
Los ging es um 14:30 Uhr in der Pension Waldstein. Wir wollten die Jennerbahn an der Talstation in Königssee nehmen, um die letzte Bergfahrt um 16 Uhr zu machen. Nach den ersten 3,8 km in 45 Minuten hatten wir die Talstation erreicht. Jeder von uns wurde mit einem Hund und Gepäck in eine Gondel verladen, um die Fahrt zur Bergstation anzutreten.
Wir fuhren vorbei an der Mittelstation, von der aus man einen wunderschönen Blick auf den Königssee hat. Nach einer knappen halben Stunde erreichten wir die Bergstation. Mit jedem Meter, den wir in der Gondel zurücklegten, wurde es kälter und nebeliger. Oben, auf 1.800 m angekommen, begann das Desaster: Regen, Regen und nochmals Regen, obendrein 8° C und eine frische Brise: "Wir sind auf dem Berg".
Nachgerüstet mit Windbreaker und Regencape traten wir nun die letzten 1,7 km des Tages an. Vorbei am Schneibsteinhaus, in dem keine Hunde erwünscht sind, erreichten wir nach einer guten halben Stunde die ÖAV-Hütte, das Carl-von-Stahl-Haus, direkt auf der Grenze zu Österreich auf 1.733 Meter Höhe.
Hier wurden wir vom Hüttenwirt Peter Pruckner freundlich begrüßt. Er freute sich sehr, dass wir für seinen Hund Susi zwei Spielkameraden mitgebracht hatten. Für Hundebesitzer gibt es im Stahlhaus extra Hundezimmer.
Wir waren wunschlos glücklich: Gemeinsam mit unseren Hunden saßen wir in der mollig warmen und neu restaurierten Gaststube und tranken das erste Weizenbier. Außerdem gibt es im Stahlhaus kostenloses WLAN für das Smartphone. Was will man mehr? :-)
Den Abend beschlossen wir mit einer leckeren Mahlzeit, bestehend aus einer Rinderbrühe mit Backerbsen, deftigem Rinds- oder wahlweise Hirschgulasch und Obst. Der nächste Tag begann schon früh, um 6:30 Uhr standen wir auf.
Nach einem zünftigen und ausgiebigen Hüttenfrühstück brachen wir um Viertel vor neun zu unserer knapp 11 Kilometer langen Tour Richtung Gotzenalm auf. Der Regen hatte nachgelassen. Auch heute erinnerten uns die kühlen Temperaturen und der bewölkte Himmel daran, dass wir in den Bergen waren. Doch mit einer guten Ausrüstung und Spaß am Abenteuer machten wir uns nichts aus dem Wetter und traten auch diesen Tag mit Freude an.
Nach etwas mehr als einer Stunde erreichten wir über teilweise gut ausgebaute Wege gegen 10:00 die Königsbachalm. Nachdem wir zwar bereits gefrühstückt hatten, die Mittagszeit aber noch nicht in Sicht war, entschlossen wir uns kurzerhand zu einem Brunch. Auf der Königsbachalm gab es einen leckeren Frühschoppen, luftgetrocknete Salami, Käse und Schüttelbrot. So muss das auf der Hütte sein - man darf sich beim Essen und Trinken nicht durch die Uhrzeit beeinflussen lassen ;-)
Wir haben unseren Zeitplan extra weit gestrickt, um viel Raum für Erholung zu haben. Aus diesem Grund traten wir auch erst nach einer guten Dreiviertelstunde die Weiterreise an. Auf sehr gut ausgebauten Fahrwegen ging es weiter Richtung Gotzenalm. Uns war bewusst: Nach dem Abstieg muss auch wieder ein Aufstieg kommen. Doch bevor es soweit war, konnten wir zunächst ca. 3 km auf einem schönen Gehweg parallel zum Königssee entlangwandern. Von hier aus hatte man den mächtigen Watzmann stets fest im Blick. Auch den Königssee konnten wir ab und zu sehen.
Nach einer knappen Stunde Gehzeit und nach 6,6 km lag nun der Endspurt vor uns: Auf den letzten 4,5 km mussten noch ca. 550 Höhenmeter überwunden werden. Es wurde kühler und nebeliger. Vorbei an vereinzelten Schneeresten erreichten wir nach zwei Stunden die Gotzenalm, die in 1.685 m auf einem Hochplateau liegt. Wir waren gerade rechtzeitig vor dem Regen angekommen und mssten uns nun erst einmal in der Gaststube aufwärmen. Der Bilderbuchblick auf den Watzmann blieb uns durch den Nebel leider verwehrt.
Auf der Gotzenalm wollten wir unser Quartier beziehen. Hunde sind hier eigentlich nur im Gastraum und nicht auf den Zimmern erlaubt. Doch der Wirt schien Mitleid mit unseren Hunden zu haben und richtete für uns vier ein wunderschönes Minizimmer (5m²) ein. Tipp: Am besten klärt man bereits vor der Anreise ab, ob man den Hund mit aufs Zimmer nehmen darf.
Dies war wohl die schwierigste Etappe unserer Wanderung. Eigentlich hatten wir geplant, auf der Wasseralm zu übernachten. Da wir jedoch nicht schon wieder einen ganzen Nachmittag auf einer Hütte verbringen wollten, entschlossen wir uns, durchzulaufen!
Los ging es am nächsten Morgen um 8:15 Uhr. Das Thermometer zeigte 2° C, schwerer Nebel schränkte die Sicht erheblich ein.
Die ersten 3,5 km liefen wir über abwechslungsreiches und schroffes Gehgelände mit einem Höhenunterschied von +- 100 Meter erst einmal ganz entspannt "geradeaus". Am Vorabend hatten wir auf der Gotzenalm die Geschichte von einem aggressiven Auerhahn gehört, der Wanderer angreifen sollte. Und nach 15 Minuten befanden auch wir uns plötzlich mitten im Revier eines Auerhahns, das er mit aller Entschlossenheit verteidigte!
Nachdem wir die Beine in die Hand genommen hatten, ging es die nächsten 3,5 km dann endlich bergab. Ein schmaler Weg führte ca. 500 m am Fels entlang und über eine kurze Brücke. Hier sollte man auf jeden Fall trittsicher und schwindelfrei sein. Unser weiterer Weg führte uns mit dem Lauf des Wassers vorbei an großen Felsen, einer Lichtung mit einer zerfallenen Almhütte und über eine kleine Brücke hinein in den Wald. Unser ständiger Begleiter war der rauschende und tosende Gebirgsbach, der parallel zu unserem Weg verlief.
Unsere Etappe stand ganz im Zeichen des Nebels und des Regens. Hier stellte sich heraus, wie wichtig gutes Equipment ist. Unter diesen Bedingungen machte es richtig Spaß, zwei Rucksackmodelle von Gregory zu testen: Jacke raus, Jacke rein, Regencape anziehen, Regencape wieder verstauen. Die Usabillity der beiden Rucksäcke ist einfach fantastisch!
Auf 1.240 m angekommen, hieß es dann auch gleich wieder bergauf. Die Schlammschlacht konnte beginnen! Die schmalen Waldwege, abgerutschtes schlammiges Gelände und schroffe Pfade, auf denen uns das Wasser entgegenkam, weckten das Kind in uns. Umso mehr machte es Spaß, die Ausrüstung auf dem Weg richtig zu testen, auf dem auch kleine Wasserfällen flossen. Leider konnten wir durch den Nebel den Königssee nicht sehen, als wir in der Nähe des Röthbachfalls waren. Dafür drangen durch den Nebel nun immer wieder Sonnenstrahlen, als wir die letzten 1,5 km zur Wasseralm zurücklegten.
Um kurz nach 12 Uhr erreichten wir schließlich die auf einer Lichtung gelegene Wasseralm, die wahrhaftig eine der schönsten Hütten unserer Tour war. Wer das Urige sucht, ist hier bestens aufgehoben und sollte unbedingt eine Nacht verbringen! In der kleinen Gaststube angekommen, trockneten wir erst einmal unsere Sachen, aßen und tranken. Der anstrengende Aufstieg wurde mit einem der wahrscheinlich besten Gemüseeintöpfe der Welt belohnt! Einfach fantastisch ...
Frisch gestärkt starteten wir um kurz vor 14:00 Uhr unsere zweite Tagesetappe. Was uns von der Wasseralm am positivsten in Erinnerung geblieben ist, ist die Urigkeit und Gemütlichkeit der Hütte.
Nach ein paar Schritten betraten wir wieder den Wald. Leider war es auch in der zweiten Tageshälfte neblig, so dass uns Weitblicke verwehrt blieben. Auf den nächsten Kilometern ging es kontinuierlich bergauf. Nach 2,5 bis 3 Stunden erreichten wir unsere anvisierten Etappenzwischenziele, den Schwarzensee und den Grünsee. Die Schönheit des Schwarzensees konnten wir trotz Nebels und fehlendem Sonnenschein genießen, als wir über abenteuerlich schmale Holzbohlen wanderten. Nach dem Grünsee standen uns die letzten 2,5 km des Tages bevor. Nach einem Kilometer durch einfache kleinere Steige nach oben, ging es die letzten 1,5 km nur noch sanft bergab in Richtung Kärlingerhaus, das langsam im Nebel zu erkennen war. Das Kärlingerhaus hat 200 Schlafplätze und gehört der Deutschen Alpenvereinssektion Berchtesgaden.
Das Kärlingerhaus mitten im Nationalpark Berchtesgaden bietet im Gegensatz zu manch anderen Hütten einiges an Luxus: Man kann warm duschen und die sanitären Anlagen sind auf neuesten Stand. Auch die Verpflegung gleicht der eines Hotels. Die Gäste können zwischen mehreren Menüs wählen. Hier werden auch günstigere Mahlzeiten für Mitglieder des Deutschen Alpenvereins angeboten.
Hunde sind im Kärlingerhaus zwar willkommen, dürfen allerdings nur im Winterraum untergebracht werden. Da wir zu dieser Jahreszeit die Einzigen im Winterraum waren, konnten wir uns den besten Schlafplatz mit Ofen aussuchen. Andere Schlafplätze im Winterraum sind mit Hundeboxen ausgestattet. Tipp: Da aus Platzgründen nur maximal drei Hunde pro Nacht in der Hütte übernachten können, sollte man vorher unbedingt reservieren.
"Der Letzte soll der Schönste sein!" Getreu nach diesem etwas abgewandelten Motto begann der letzte Morgen unserer Tour mit strahlend blauen Himmel. Am Funtensee vorbei machten wir uns auf zu unserer letzten Etappe. Diese war, gerade nach den Anstrengungen vom Vortag, sehr angenehm, denn es ging bis St. Bartholomä nur noch bergab. Nach fast 1,5 Stunden und 3,3 km Wegstrecke auf schroffen, aber dennoch gut begehbaren Pfaden erreichten wir die legendäre Saugasse. Die Schlucht ist 600 m lang. Innerhalb dieser Distanz werden in ca. 36 Serpentinenkehren knapp 300 Höhenmeter überwunden. Dies bedeutete, eine Stunde im Zickzack bergab zu laufen.
Nach 7,5 km konnten wir den ersten Blick auf den Königssee erhaschen. Während wir uns dem Ufer näherten, konnten wir langsam das Ausmaß unserer Tour überblicken und Abschnitte unserer Wanderung sehen: “Einmal da oben lang, rings um den Königssee.” Die letzten 1,5 km unserer Reise legten wir am Ufer des Königssees zurück und hatten viel Zeit, um die letzten drei Tage Revue passieren zu lassen.
Wir beendeten unsere Wanderung in St. Bartholomä mit einem zünftigen Prost!
Insgesamt war es eine sehr schöne Tour, die ich auch weniger geübten, ja sogar Familien mit Kindern zutraue. Belohnt wird man mit fantastische Bilderbuchszenarien und der Tatsache, sagen zu können: “Ich bin einmal rund um den Königssee gewandert!”
Viele liebe Grüße,
Claudia & Dennis