Die Alpen sind nicht nur für Wanderer und Kletterer ein lohnenswertes Ziel, sondern auch für motorisierte Besucher. Die können etwa, die nötige Geduld vorausgesetzt, schon die Anreise für das Sammeln möglichst vielfältiger Eindrücke der Gebirgswelt nutzen – oder den Urlaub gleich in Form eines Roadtrips durch die Alpen gestalten. Denn manchmal ist ja bekanntermaßen der Weg das Ziel – und vom einen wie vom anderen gibt es in den Alpen tatsächlich genug.
Die Planung und Durchführung einer Autoreise will allerdings wohl durchdacht sein, insbesondere wenn sie in eine anspruchsvollere Umgebung führt. So schön die Bergstraßen und Alpenpässe auch sein mögen, für das Urlaubsfahrzeug – und natürlich auch für den Fahrer – können sie jedoch eine nicht zu unterschätzende Herausforderung darstellen. Besonders die langen und bisweilen steilen Steigungen bergen verschiedene Risiken. Bergauf sollte deshalb immer der Drehzahlmesser im Auge behalten werden, denn sowohl hoch- als auch untertouriges Fahren schadet über einen längeren Zeitraum jedem Motor. Ein möglichst langsames Erklimmen steiler Passagen ist im Übrigen auch nicht die Lösung des Problems, vielmehr kann allzu gemächliches Fahren weitere Probleme verursachen: Durch den Verlust der kühlenden Wirkung des Fahrtwinds steigt die Gefahr einer Überhitzung des Motors enorm an.
Bergab gilt es wiederum einer Überhitzung der Bremsen vorzubeugen. Gleichzeitig darf die Geschwindigkeit nicht über einen bestimmten Grad hinausgehen, weil sich der Bremsweg ansonsten in gefährlichem Maße verlängert. In dieser Hinsicht, aber auch bezüglich der generellen Belastungsgrenzen des Fahrzeugs, ist es außerdem sinnvoll, die maximale Zuladung zu beachten. Denn besonders in den anspruchsvollen Bergregionen kann eine Überladung – die übrigens mit durchschnittlich 400 bis 500 kg je nach Fahrzeugmodell wesentlich geringer ausfällt, als das allgemeinhin angenommen wird – zum Problemfall werden.
Die Folgen reichen von deutlich schlechterem Bremsverhalten bis zu einem gefährlichen Verlust der Fahrstabilität. Die damit zusammenhängende Gefährdung des eigenen Fahrzeugs und des Straßenverkehrs im Allgemeinen gehört nicht nur im deutschen Bußgeldkatalog zu den zu sanktionierenden Vergehen – auch bei den Nachbarn in der Schweiz drohen teils schwerwiegende Strafen und auch das österreichische Kraftfahrgesetz beinhaltet exakte Angaben bezüglich zulässiger Gesamtlasten.
Wer auf seiner Tour durch die Alpen also die Grenzen überquert, sollte sich immer vor Augen halten, dass er nicht alleine nach der deutschen Straßenverkehrsordnung belangt werden kann. Da Bußgelder für Vergehen aller Art im Straßenverkehr überdies ebenfalls über die Grenzen hinweg eingezogen werden können, sollte man am besten schon vor der Abreise die notwendigen Vorkehrungen treffen. Im alpenländischen Raum heißt das zum Beispiel an die entsprechenden Mautvignetten zu denken und sich auch sonst über eventuelle Besonderheiten der Verkehrsregelungen zu informieren.
Auch auf körperlicher Ebene kann eine längere Fahrt über die Alpenpässe zu einer Herausforderung werden. Das ständige Bewältigen der Serpentinen und die manchmal nur begrenzte Breite der Straßen erfordert enorm viel Aufmerksamkeit vom Fahrer. Daher sind regelmäßige Pausen wichtig: Sie beugen nicht nur Übermüdungserscheinungen vor und bieten Entlastung für die Beine – sie ermöglichen überdies von Zeit zu Zeit auch dem Fahrzeugführer, die Berglandschaften zu genießen.
Die Reise über die Alpen bis hinab zu den italienischen Seen hat sicherlich auch ihren Reiz, allein die bayerischen Alpen haben schon derart viel zu bieten, dass eine Überquerung von Ländergrenzen im Prinzip gar nicht notwendig ist. Entlang der Deutschen Alpenstraße gibt es eine Vielzahl der bekanntesten und schönsten Orte und Sehenswürdigkeiten des Freistaats zu entdecken. Und das schon seit mehr als 150 Jahren!
Denn der heutige Routenverlauf, der sich über rund 450 km zwischen Boden- und Königssee erstreckt, wurde in weiten Teilen schon von König Maximilian II. genutzt. Seit den 1920er Jahren erfolgte dann mehr und mehr die touristische und vor allem infrastrukturelle Erschließung. In ihrer endgültigen Form konnte die Deutsche Alpenstraße dennoch erst gegen 1960 fertiggestellt werden.
Obwohl die Gesamtlänge der Strecke auf den ersten Blick überschaubar und in wenigen Stunden zu bewältigen scheint, lohnt es sich doch in jedem Fall, etwas mehr Zeit einzuplanen. Wer möglichst viele der Orte an der Alpenstraße besuchen möchte, wird darum ohnehin nicht herumkommen: Angefangen von Lindau am Bodensee über Füssen, Oberammergau, Garmisch-Partenkirchen, Bad Heilbrunn bis hin zu Bad Tölz, Ruhpolding, Bad Reichenhall und Berchtesgaden warten viele der beliebtesten Reiseziele Bayerns auf Touristen.
Darüber hinaus liegen an der Strecke viele Sehenswürdigkeiten von internationalem Bekanntheitsgrad, von denen die prominentesten u.a. die Bodenseeinsel Mainau, Schloss Neuschwanstein, die Wieskirche, Kloster Ettal und die Zugspitze sind. Dazu kommen die zahlreichen Seen, von denen Tegernsee und Chiemsee noch einmal ihre ganz eigene Anziehungskraft haben.
Um in den vollen Genuss der Attraktionen zu kommen oder wenigstens einen halbwegs vollständigen Eindruck der abwechslungsreichen (Kultur-)Landschaft zu gewinnen, empfiehlt sich eine etappenweise Erkundung der Alpenstraße. So werden die einzelnen Streckenabschnitte nicht zu anstrengend, je nach Wahl von Start- und Zielort sind kaum mehr als 70 km pro Abschnitt zu überbrücken. Abgesehen davon bieten sich manche Orte ohnehin zum längeren Verweilen an.
Ein Zwischenstopp in Füssen beispielsweise lohnt sich gleich aus mehreren Gründen, angefangen bei der Besichtigung der Stadt selbst. Die ist zugleich aber durch die unmittelbare Nachbarschaft ein idealer Ausgangspunkt, um wandernd oder radfahrend die mit Schlössern gespickte und von Seen durchsetzte Umgebung zu erkunden. Egal wie verlockend die umliegenden Gewässer wie der Forggensee, der Weißensee oder der Schwansee aber auch sein mögen, die Highlights sind selbstverständlich die nahegelegenen Schlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein. Freunde klassischer Automobile können sich außerdem darüber freuen, dass die Bodensee-Klassik ebenfalls in Füssen Halt macht. Die drei Tage dauernde Oldtimer-Rallye hat gerade in diesem Jahr den Weg durch die Stadt gefunden – eben weil sie am Knotenpunkt zwischen Deutscher Alpenstraße und der Romantischen Straße in einem wirklich sehenswerten Fleckchen Erde gelegen ist.
Fast am Ende der Alpenstraße warten mit Bad Reichenhall und Berchtesgaden noch einmal zwei weitere Highlights – vom Königssee als Schlusspunkt der Strecke ganz zu schweigen. Die Region mit dem Nationalpark Berchtesgaden ist hinsichtlich des touristischen Angebots mehr als abwechslungsreich und noch dazu reich an weithin bekannten Postkartenmotiven. Der Watzmann und der Königssee mit der malerischen Kapelle St. Bartholomä sind nur zwei der Sehenswürdigkeiten. Hier haben auch Anhänger von Outdoor-Aktivitäten einige Möglichkeiten: vom Klettern und Bergsteigen bis hin zum Erkunden der Almbachklamm und der dazugehörigen Eishöhle.
Wer es beschaulicher mag, ist hier auch keinesfalls verkehrt, denn mit Bad Reichenhall und Bayerisch Gmain gibt es in der Gegend gleich zwei Kurorte. Bad Reichenhall trägt den Titel sogar bereits seit 1890. Beide Orte profitieren gleichermaßen von der gesunden Bergluft und dem reichen Salzvorkommen unter der Erde. Ein Besuch der Alten Saline mit dem angeschlossenen Salzmuseum gehört daher fast schon zum Standardprogramm, ebenso wie die Ausflüge in den Königlichen Kurgarten oder zu den Aussichtspunkten in der Umgebung, von denen aus sich der Chiemsee, das Berchtesgadener Land und das benachbarte Österreich bewundern lassen.
Apropos Österreich: Wenn die Autotour durch die Alpen nicht an dieser Stelle schon ihr Ende finden soll, ist Bad Reichenhall ein mehr als geeigneter Ausgangspunkt für einen Abstecher in die Mozartstadt Salzburg. Nur etwas mehr als 20 km trennen den Kurort und die viertgrößte Stadt Österreichs. Die ist schon allein wegen ihrer reichen Barockarchitektur einen Abstecher wert – nicht umsonst sind weite Teile der Stadt seit inzwischen knapp 20 Jahren im UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Für Musikliebhaber, und zwar nicht nur der klassischen Musik, ist Salzburg ohnehin ein Muss.
Eigentlich würde Salzburg einen überaus gelungenen Schlusspunkt einer Reise durch die Alpen darstellen. Allerdings haben die noch sehr viel mehr zu bieten. Mit entsprechend viel Zeit und Durchhaltevermögen gibt es daher genug weitere Ziele, die es sich lohnt anzusteuern. So können im Zuge eines Roadtrips durch die Alpen gleich mehrere Regionen Europas richtiggehend "erfahren" werden. Der Weg ist schließlich nicht mehr allzu weit, um bis zu den italienischen Seen und Mailand zu gelangen. Je nach Planung der Reiseroute zurück, lassen sich die Alpen ohne weiteres mindestens zu einer Vierländertour machen.