Wer seinen Urlaub in Tirol verbringt, wird sich sicherlich auch einmal die Wanderschuhe schnüren und zu einer Tour aufbrechen, um die einzigartige Landschaft und Natur zu erleben.
In Österreichs drittgrößtem Bundesland hat man bei der Tourenauswahl die Qual der Wahl. Es lassen sich zahlreiche interessante Wanderungen unternehmen, von denen ich drei zu empfehlende Tourenziele beschreiben werde, die sich vorwiegend für den fortgeschrittenen Bergwanderer eignen.
Das Gramaijoch zählt zu den wenigen einsamen und leicht zu erreichenden Aussichtsgipfeln im Karwendelgebirge. Und das, obwohl der 2017 m hohe Berg unweit namhafter Gipfel wie dem Sonnjoch oder der Lamsenspitze liegt und von der Eng aus in kurzer Zeit bestiegen werden kann.
Als Startpunkt für diese Tour wählte ich den Alpengasthof Eng, den man über eine Mautstraße von Hinterriß erreicht. Zunächst spazierte ich auf einem breiten Schotterweg Richtung Eng-Almen, ehe ich links auf einen markierten Pfad zur Binsalm abzweigte. Nach einigen Serpentinen im Bergwald und zuletzt auf einer Forststraße wandernd, passierte ich nach einer Dreiviertelstunde die bewirtschaftete Binsalm.
Unmittelbar dahinter ging es auf einem Wiesenpfad weiter, der später in einen breiteren Weg mündet. Schließlich folgte ich den Beschilderungen Richtung Binssattel und Sonnjoch und landete auf einem gemütlichen Steig. Anfangs führt dieser durch lichten Bergwald und über ein kleines Geröllfeld, das es zu queren gilt. Der restliche Aufstieg zum Binssattel ist recht steil, aber nicht schwierig. Am Sattel angekommen, hielt ich mich links und folgte einem Pfad auf der linken Seite, der mit der Zeit undeutlicher und dünner wurde.
Anschließend befand ich mich auf dem kurzen Südgrat, welcher etwas ausgesetzt, felsig und durch Latschengassen auf den Gipfel führt, der von einem Steinmann geziert wird. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen und so konnte ich in aller Ruhe die fantastische Aussicht genießen und den Wolkenspielen zusehen.
Nachdem der Wind leider immer stärker wurde, verließ ich den Gipfel und stieg weglos über den Nordostgrat ab. Teilweise geht es hier zwar sehr steil zu, jedoch sollte man sich immer direkt am Grat halten und nicht nach links in die zahme Nordflanke ausweichen, da derartige Ausflüge meist in Sackgassen enden. An einem markanten Grasbuckel verließ ich den Grat nach rechts, querte zwei Geröllfelder und stieg auf gutem Wanderweg zum Binssattel auf. Dort angekommen, wählte ich den selben Weg wie im Aufstieg hinab Richtung Binsalm. Kurz vor der Alm beschritt ich allerdings den längeren Panoramaweg, der über die Drijaggenalm hinunter in die Eng führt. Nach einem kurzen Aufstieg zur besagten Alm, stieg ich auf einem herrlichen Bergweg bergab, passierte dabei einen großen Wasserfall und spazierte danach durch den Talgrund zu den sehenswerten Eng-Almen und zurück zum Alpengasthof Eng.
Nicht immer muss der Gipfel das Ziel einer Tour sein, weshalb diese Wanderung im hinteren Ötztal bei Vent an einem herrlichen See endet. Am frühen Morgen machte ich mich auf den Weg vom Bergsteigerdorf zum Brizzisee (2920 m) unterhalb der Kreuzspitze in den Ötztaler Alpen. In Vent folgte ich den ersten Wegweisern Richtung Martin-Busch-Hütte und überquerte eine Brücke.
Wenig später meisterte ich die ersten Höhenmeter des Tages auf einem guten Weg, der nach einer Weile immer flacher und breiter wurde. Auf diesem 7 km langen Forstweg ging es schließlich innerhalb der nächsten zwei Stunden durch das Niedertal, begleitet von dem tosenden Niedertalbach, Vögelgezwitscher und einigen Schafen. Der Aufstieg gestaltet sich landschaftlich interessant und verläuft gering steigend mit wenigen Gegenanstiegen.
Auf dem Weg von Vent zur bewirtschafteten Martin-Busch-Hütte passiert man lediglich eine Jagd- und Schäferhütte und überwindet insgesamt 600 Höhenmeter. Kurz vor der Hütte wechselte ich auf einen beschilderten und markierten Steig Richtung Kreuzspitze (3455 m), der zunächst über einen grasigen Hang führt. Mit zunehmender Höhe wird der Weg steiniger und steiler, bis er schließlich wieder abflacht und man auf ein schuttiges Plateau gelangt.
Nach einer Weile taucht auf der rechten Seite die Steinruine einer verfallenen Hütte auf. An dieser Stelle hält man sich links, überquert einen Bach und wandert über Geröll und Blockwerk hinab in eine deutlich sichtbare Senke, in der der Brizzisee liegt. Der tiefblaue, kleine Gebirgssee wird von glasklarem Wasser gespeist und bietet zudem einen grandiosen Blick auf die Gletscherriesen der Ötztaler Alpen, wie dem Similaun (3606 m).
Weil der Brizzisee viel zu schön ist, um nur kurz daran vorbeizugehen, machte ich am Ufer eine lange Rast, bevor ich wieder den Abstieg begann. Vorbei an vielen Schafen und ein paar Murmeltieren, wanderte ich auf bekannten Wegen hinab zur Martin-Busch-Hütte und von dort aus weiter durch das Niedertal nach Vent.
Das Hahnkampl (2080 m) ist quasi der Nachbarberg des Gramaijochs (2017 m) und liegt somit ebenfalls im Tiroler Teil des Karwendels. Seine Besteigung gestaltet sich jedoch etwas schwieriger, da der Südgrat nur etwas für erfahrene Bergwanderer ist.
Ich begann die Wanderung am Alpengasthof Eng und stieg über die Binsalm hinauf zum Binssattel. Der genaue Verlauf dieses Abschnitts ist bereits bei Tour 1 beschrieben. Am Sattel wählte ich diesmal den rechten, beschilderten Weg zum Hahnkampl. Dieser verläuft zunächst durch Latschengassen und über eine kurze Felsstufe. Wenig später steht man auf einem markanten Gratkopf, von dem man einen Blick auf den restlichen Aufstiegsweg zum Gipfel hat. Nur die letzten Meter zum Gipfelkreuz sind anspruchsvoll und felsig, während der untere Bereich des Gipfelaufschwungs keine Probleme bereitet. Das Panorama ist ausgezeichnet und geprägt von dem klobigen und eher zahmen Sonnjoch im Norden und den fast senkrechten Felswänden hoher Karwendelberge im Süden, die wirklich äußerst beeindruckend sind.
Wer sich den Abstieg über den Südgrat nicht zutraut, steigt am besten über den Aufstiegsweg zurück ins Tal. Um der Tour noch etwas Würze zu verleihen, bietet sich für Geübte der spannende Abstieg zum Westlichen Lamsenjoch an. Alpine Erfahrung, Trittsicherheit und etwas Schwindelfreiheit sind hierbei nötig (schwarzer Bergweg). Über einige Gratköpfe stieg ich auf dem schmalen Pfad bergab und blickte dabei immer wieder in das 800 m tiefer liegende Falzthurntal hinab. Zuletzt galt es noch eine weitere felsige und seilversicherte Passage zu meistern, bis ich am Westlichen Lamsenjoch ankam. Auf einem gemütlichen Schotterweg wanderte ich anschließend über die Binsalm zurück zum Alpengasthof in der Eng.
Die drei vorgestellten Touren verlangen eine gute Kondition sowie elementare alpine Erfahrung. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind von Vorteil, beim Hahnkampl-Südgrat sogar erforderlich. Die Wanderungen lassen sich allesamt mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchführen, es sind jedoch auch ausreichend Parkmöglichkeiten an den jeweiligen Ausgangspunkten vorhanden.
Viele Grüße, euer Michael<
26.07.2024
Seit dem Mittelalter führt der Jakobsweg Menschen nach Santiago de Compostela in Spanien, wo angeblich die Überreste des Heiligen Jakobus ruhen. Heute ist der Jakobsweg nicht nur ein spirituelles Erlebnis, sondern auch eine kulturelle und körperliche Herausforderung, die Menschen aus aller Welt anzieht. Als UNESCO-Weltkulturerbe verbindet der Weg historische Bedeutung mit moderner Pilgertradition und bietet eine einzigartige Gelegenheit, sich selbst zu entdecken und unvergessliche Begegnungen zu erleben.