Römersiedlung Augusta Raurica - Kaiseraugst
Pratteln, Baselland
Römer am Hochrhein400 Jahre sind Zeit genug, um eine Menge zu hinterlassen. So lange lebten die Römer am Hochrhein, die ersten gut 290 Jahre davon in Augusta Raurica, einer Stadt, die zeitweise bis zu 20.000 Einwohner hatte. Augusta Raurica gilt als älteste Siedlung der antiken Weltmacht auf heutigem Schweizer Boden, zudem als die am besten konservierte nördlich der Alpen. Um 15 v.Chr., also zur Zeit des Kaisers Augustus, gegründet, reichen früheste Funde bereits in das Jahr 6 v.Chr. zurück.Auf den Kaiser weist der erste Teil des Stadtnamens, der zweite auf den des keltischen Stammes der Rauriker, die damals am Rheinknie, dem Übergang vom Hoch- zum Oberrhein, lebten. Ihr Gebiet machten die Römer zur Kolonie Raurica. Zuvor (25-16 v.Chr.) hatte Kaiser Augustus seinem Imperium bereits weite Teile der Alpen einverleibt. Stadtähnliche Lager wie das am Hochrhein oder Augusta Vindelicum, das heutige Augsburg, dienten der Grenzsicherung gegen die germanischen Stämme. Die Hauptstadt der Kolonie Raurica wurde auf einer leichten Anhöhe zwischen dem Flüsschen Ergolz und dem Violenbach gebaut. Von hieraus entwickelte sich im Lauf der Zeit ein gut 100 ha großes Stadtgebiet, das bis zum Rhein reichte und sogar einen Ableger gegenüber am heutigen deutschen Ufer des Rheins aufwies. Weshalb die Siedlung um 273/274 aufgegeben wurde, ist noch nicht ganz geklärt, jedenfalls spielten Alemannenüberfälle dabei eine Rolle. Die Hypothese eines Erdbebens um 250 n.Chr. konnte bisher nicht bekräftigt werden.In der Folge zogen sich die Römer ins wesentlich kleinere Militärkastell Castrum Rauracense, 500 m nördlich und direkt am Rhein, zurück, wo sie bis zum Abzug Anfang des 5. Jh. blieben. Während der größte Teil von Augusta Raurica heute auf der Gemarkung der Gemeinde Augst im Kanton Basel-Landschaft liegt, wurde aus dem Militärlager Castrum Rauracense Kaiseraugst im Kanton Aargau. Seit dem 16. Jh. sind Ausgrabungsfunde bekannt. Systematische Archäologie wird auf dem Gelände, das glücklicherweise kaum neu bebaut wurde, seit dem 19. Jh. betrieben. Alltagsgegenstände wie Zahnstocher, Gürtelschnallen, Waffen, Münzen und ein 1962 gefundener Silberschatz: etwa 1,5 Mio. Objekte bewahrt das Römermuseum Augst. Dabei sind erst 20% des Areals archäologisch erschlossen.Sorgsam freigelegt werden konnten bislang Bäder, Tempel, Foren, eine Taverne und Reste einer Arena für Gladiatorenkämpfe. Bestens erhalten ist ein Theater, das einst in der Stadtmitte lag. Heute wird es für Open-Air-Aufführungen (Schauspiel, Jazzkonzerte) genutzt. Wie die Römer lebten, zeigt die Rekonstruktion eines Hauses mit teils originaler Einrichtung. Der Komfort samt Bädern war beachtlich, manches erscheint dagegen eher bizarr: z. B. die Toilette mitten in der Küche: O tempores, o mores ...