Wie viel Freizeitsport verträgt unsere Naturlandschaft? Drohen E-MTB Führerscheine? Welche Auswirkungen hat der Mountainbike Tourismus auf eine Region? Und führt der Weg hin zu 20 Prozent Marktanteil für den Sommertourismus? Diese Themen beschäftigen den diesjährigen Mountainbike-Kongress in Saalbach Hinterglemm. Internationale Experten aus Wirtschaft, Tourismus, Industrie und Interessensverbänden diskutieren und referieren über die Chancen und Risiken einer neuen Zielgruppe im Sommertourismus.
Der Trend der Nischen-Zielgruppe Mountainbiker geht klar in Richtung E-Bikes und somit auch hin zu einem massentauglichen Angebot für die Allgemeinheit. Die Bike-Industrie hat das längst erkannt. E-Mountainbiking ist in aller Munde – thematisch präsent in jeder Altersgruppe und demografisch nicht begrenzt auf ländliches oder städtisches Gebiet. Nun muss der Tourismus nachziehen und die Chance nutzen aus einer Nische ein breitgefächertes Tourismusangebot zu schaffen. Die Vision lautet „Projekt20“.
„20 Prozent Marktanteil am Sommertourismus im alpinen und voralpinen Raum Europas“ sollen nach der Vision des Kongress Initiators Harald Maier in den nächsten Jahren erreicht werden. „Derzeit liegt der Marktanteil im Schnitt knapp unter vier Prozent.“ Zwar hat das SalzburgerLand bereits einen Marktanteil von zehn Prozent am Mountainbike Tourismus erreicht und einzelne Regionen wie Saalbach Hinterglemm liegen bereits darüber, trotzdem weiß man, „dass noch sehr viel Potential in diesem Segment liegt. Die Themen, die im Zuge des Mountainbike-Kongresses besprochen werden sind brandaktuell und betreffen jede Tourismusregion, die sich in Richtung Mountainbike positionieren will“, meint Wolfgang Quas, Marketingleiter Tourismusverband Saalbach Hinterglemm. Ein leichter Weg zur Zielerreichung des Projektes wird es laut Harald Maier nicht, dennoch wird mit dem Projekt20 der erste Wegweiser in diese Richtung gesetzt. Die ersten Schritte sind nun die horizontale Vernetzung zwischen Industrie, Tourismus, Interessensgruppen und Politik um gegenseitiges Verständnis zu erzeugen und Reibungspunkte zu vermeiden. Ein großes Stück Wegstrecke ist dann zurückgelegt, wenn es gelingt, dass diese Parteien zusammenarbeiten und gemeinsam an einem Strang ziehen.
...entwickelt sich der Trend hin zu Mountainbiking als Breitensport und somit zu einer noch breiteren Nutzergruppe der Natur. Raumnutzungskonzepte und positive Lösungsansätze sind gefragt, um die Land- und Forstwirtschaft, Natur und Wildtiere, sowie Grundeigentümer zu schützen. In einem Expertentalk diskutieren im Rahmen des Mountainbike-Kongresses Forstwirte, Juristen, Journalisten und Industrielle mit dem Publikum über die Risiken der neu entstehenden Wald- und Wiesennutzer. Im Gespräch ist klar: Die breite Masse an Bikern kommt sowieso! Es gilt nun Lenkungsmaßnahmen zu finden um Konflikte von vorherein zu vermeiden, anstatt die Welle abzuwarten. Overtourism – bei dem Biker zum Störfaktor für Einheimische werden – soll erst gar nicht entstehen. Erste Lösungsansätze wurden während des Expertentalks konstruktiv diskutiert.
In dieser Frage waren sich Experten und das Auditorium einig: Nein! Aber: Klar ist, dass es an Aufklärungsarbeit bedarf. Fahrtechnikkurse sollen die Sicherheit auf dem Sportgerät erhöhen und damit einher als positiven Nebeneffekt den Spaß steigern. Ein Appell an die Eigenverantwortung wird ausgerufen, doch die Freiheit sich selbst für oder gegen die Sicherheit auf dem neuen Sportgerät zu entscheiden, soll dem Einzelnen selbst überlassen bleiben.
Conclusio: Mountainbiken wird sich in Zukunft unaufhaltsam zum Breitensport – ähnlich dem Skifahren im Winter – entwickeln. Initiativen wie der Mountainbike-Kongress in Saalbach Hinterglemm sollen dazu beitragen, das Bewusstsein dafür früh genug zu schaffen.