Ein Geheimtipp am Lago Maggiore? Das gibt es noch. Am 26. Januar findet in Cannobio der 51. Marcia dei Lanternitt statt. Ein bezaubernder Spaziergang durch die Nacht – mit gutem Essen.
Die Idee, so will es die Erzählung, stammt von einer Gruppe junger Männer des Kulturvereins Zabò , der es sich, grob gesagt, zum Ziel gesetzt hat, die Strukturen des ländlichen Hinterlandes um Cannobio zu pflegen. Nach der Prozession zu Ehren der Santissima Pietà di Cannobio am 8. Januar saßen sie bei einer Portion traditioneller Würste, den luganeghe, beisammen und beschlossen aus einer Laune heraus, einen stimmungsvollen Aufstieg mit Laternen nach Trarego zu unternehmen. Gesagt, getan. Das war im Januar 1969 und die begeisterten Nachtschwärmer ahnten wohl nicht, dass sie eine beein - druckende Tradition begründet hatten.
Seitdem findet der Marcia dei Lanternitt stets am letzten Samstag im Januar statt, nun bereits zum 51. Male. Und auch wenn sie vielleicht eine der einfacheren Veranstaltungen rund um den renommierten Lago Maggiore ist, gehört sie doch zu den gefühlvollsten und liegt den Anwohnern besonders am Herzen. Der Treffpunkt ist ab 17.30 Uhr auf der Piazza Angelo Custode in dem bilderbuchmäßig schönen, mittelalterlichen Örtchen Cannobio. Örtliche Musikvereine spielen auf, und die Teilnehmer zünden ihre mitgebrachten Öllampen an. Dann zieht die Karawane gegen 18 Uhr los, immer bergauf Richtung Trarego.
Jahr für Jahr sind es mehrere hundert Menschen, Jung und Alt, die den Abend auf dieser stillen Wande - rung miteinander verbringen und ihr Licht hinauftragen. Es geht über einen alten Maultierpfad bergan, der Höhenunterschied beträgt ca. 560 m, und für die Wanderung benötigt man durchaus 2,5 Stunden. Das Schauspiel, das es dabei zu erleben gilt, sind in Wahrheit zwei: da ist zum einen das Erlebnis, in der heiteren Stille unter hunderten von Menschen im romantisch fackelnden Licht der Öllampen unterwegs zu sein. Und dann ist da die lange "Lichterkette", die die Wanderer durch die Nacht ziehen, ein sich spektakulär dahinschlängelndes Feuerband, das weit über den See hinweg zu sehen ist. Das macht dem romantischen Lago Maggiore alle Ehre
Oben angekommen wird der Wanderer von Musik und zahlreichen Ständen mit stärkenden Gerichten der italienischen Alpen begrüßt, meist delikate Polenta- oder Risottospezialitäten.
Wer Trarego bei Nacht kennenlernt, dem sei empfohlen, auch bei Tag einen Abstecher hierher zu ma - chen. Da ist zum Beispiel die im Ortsteil Viggiona gelegene romanische Kirche, die mit der barocken Pfarrkirche über einen Kreuzweg verbinden ist, der von Studenten der Kunstakademie Stuttgart entworfen wurde; ein sehenswertes Ensemble. Und in Cheglio kann man in die für die Bergdörfer dieser Gegend typischen Atmosphäre mit hohen Häusern und engen Gassen eintauchen. Und wer zu Ostern einen Besuch an den Lago macht, der sollte sich den sentiero d’arte nicht entgehen lassen, den Kunst - pfad von Trarego : zahlreiche Künstler, viele aus Deutschland, haben in den alten piemontesischen Natursteinhäusern ein Domizil gefunden und organisieren hier seit 2008 zu Ostern kostenlose Ausstel - lungen ihrer eigenen Werke sowie der Werke weiterer internationaler Künstler. Dabei lassen sich Kunst und Landschaft und natürlich immer wieder das traumhafte Panorama auf den See genießen.
Doch zurück zum Ursprung des Laternenmarsches: die herzhaften luganeghe . Nach Cannobio mit seiner malerischen Uferpromenade zieht es während der Karnevalszeit viele Besucher wegen dieser Schweinswürste. Die luganeghe werden in langen Ketten aufgereiht und gebrüht oder, besonders während der winterlichen Saison, als würzige Zutat zu Risotto oder Polenta genossen. Ursprünglich ein lombardisches Gericht, ist die luganega schon lange im piemontesischen Cannobio zu Hause. Eine leckere Grundlage für einen gelungenen Ausflug am Lago Maggiore.