Die Area 47 im österreichischen Ötztal bietet viele aufregende Aktivitäten, bei denen die Teilnehmer oft mental und körperlich an ihre Grenzen gebracht werden oder diese sogar überschreiten. Aber wie sieht das aus, wenn man keine Ahnung hat, worauf man sich mit diesem Urlaub eingelassen hat?
Wir waren für euch eine Woche vor Ort und haben eine bunte Mischung von „Einsteiger“-Angeboten ausprobiert.
Mit einer Größe von 66.000 m² bietet die Area 47 ausreichend Platz, um viele Aktivitäten, Restaurants und einen beeindruckenden Wasserpark direkt vor Ort anzubieten. Auf dem Gelände befinden sich auch die Unterkünfte, in denen wir durch das geltende Autoverbot optimal entspannen konnten. Das eigene Auto stellten wir auf einem der großen Parkplätze vor dem Gelände ab, von denen aus regelmäßig E-Shuttles fuhren, die uns samt Gepäck zur gebuchten Unterkunft brachten. Wir haben die gesamte Woche in den neuen Doppelzimmern Plus verbracht. Bequeme Betten, Couch, Terrasse, eigenes Badezimmer, der Geruch des verbauten Holzes und das Rauschen des Flusses schufen durchgehend eine angenehme Atmosphäre. Das Frühstück war bei dem Preis von 71€ p.P./Nacht inklusive.
Unsere erste Aktivität am Tag nach der Anreise war die einfachste Version des Canyoning. Das Canyoning College führt durch die Schlucht entlang des Nederbaches, im Vorderen Ötztal, und in Kühtai, die Tour wurde mit drei bis vier Stunden angesetzt und hat uns 93 € p.P. gekostet.
Erst in dem Moment, als wir von einer etwa 8 m hohen Brücke abgeseilt wurden und im eiskalten Wasser landeten, wurde einigen von uns bewusst, dass es hier eine ganz eigene Definition von „Einsteiger“ gibt. Ausgestattet mit knallroten Neoprenanzügen, Spezialschuhen und -socken, Helmen und Klettergurten ging es dann los durch das wilde Gewässer. Vorsicht und Trittsicherheit waren gefragt, während das Wasser an unseren Beinen riss. Um die Sicherheit der Tour zu gewährleisten, haben uns zwei Guides auf den richtigen Weg geführt, bis wir dann plötzlich vor dem ersten Abhang standen. Wieder wurde jeder von uns nach unten abgeseilt, was von Mal zu Mal mehr Spaß machte und noch öfter in der Tour vorkam. Die richtige Action begann aber mit dem ersten Sprung entlang eines tosenden Wasserfalles. Stehend in 3 m Höhe, den Abgrund vor Augen, dachten ein paar von uns einfach nur „Nein! Nein! Nein!“ und haben sich im nächsten Moment doch in die Fluten gestürzt. Unten angekommen paddelten wir leicht desorientiert, aber freudig strahlend an den Rand. Die Tour beinhaltete insgesamt drei Sprünge und eine kurze, aber sehr wilde Wasserrutsche.
Der höchste Hochseilgarten Europas in 27 m Höhe verläuft direkt unter der Brücke der B171 und hat uns 43 € p.P. gekostet. Der Parcours des Hochseilgarten besteht aus vielen, mit Stahlketten befestigten Hindernissen und ist in mehrere Abschnitte unterteilt.
Über dem Abgrund hingen wir an und kletterten über unzählige Baumstämme, schwebende Teller, ein riesiges Fahrrad und andere Hindernisse. Der Hochseilgarten forderte von uns mentale und körperliche Stärke. Zum Glück gab es mehrere Abkürzungen, mit deren Hilfe der Parcours früher beendet werden konnte. Für die ganz Mutigen gab es aber auch die Möglichkeit, bestimmte Abschnitte mehrfach zu durchklettern. Trotz des Klettergeschirres und der stabilen Führungsschiene empfanden einige den Klettergarten als beängstigend und sehr anstrengend. Im Hochseilgarten spalteten sich die Geister, wir traten mit sieben Teilnehmern an, drei davon verließen den Parcours bei der ersten Gelegenheit, eine machte ihn zur Hälfte und drei von uns gingen alles und manche Abschnitte sogar mehrfach.
Am nächsten Tag ging es für uns zum Rafting in der Imster Schlucht. Pro Schlauchboot mit zehn Personen und angesetzt mit einer Gesamtdauer von drei Stunden hat uns das Rafting 58 € p.P. gekostet.
Ausgestattet mit Neoprenanzügen, Schwimmwesten, Wasserschuhen, Helmen und Paddeln wurde das Boot mit vereinten Kräften zum Wasser getragen. Bevor es jedoch los ging, hieß es erst einmal „auf Temperatur kommen“. Alle ins Wasser, an den Armen einhaken und nach hinten fallen lassen. Das war ein ziemlicher Kälteschock, aber glücklicherweise wärmt sich das Wasser unter dem Neopren schnell auf und wir konnten endlich losrudern. Es fing ganz entspannt an, alle Kommandos durchgehen, etwas paddeln und dann kam die Demonstration, wie man eine andere Person aus dem Wasser zieht. An dieser Stelle eine kleine Warnung: Als Person direkt neben dem Guide wird man so schnell als Demonstrationsobjekt ins Wasser gestoßen, dass man nicht mehr reagieren kann! Aber alle anderen mussten kurz darauf auch ins Wasser und halfen sich gegenseitig wieder ins Boot. Auf der Tour wechselten sich immer wieder ruhige Abschnitte und aufregende Stromschnellen ab, beim Einsteiger-Rafting überwogen die ruhigen Parts und die Stromschnellen waren auch ohne Erfahrung zu meistern. Teilweise ging es richtig wild zur Sache und an anderen Stellen ist das Wasser ruhig genug gewesen, dass wir eine Runde schwimmen oder uns einfach außen ans Boot hängen konnten.
Das E-Motocross befindet in einer große Halle auf dem Gelände, die Maschinen wogen 55 kg und 120 kg und waren auf 12 PS gedrosselt. Diese Aktivität war mit nur einer Stunde angesetzt und hat uns 82 € p.P. gekostet.
Pech hatte, wer als kleiner Mensch kein kleines Motorrad mehr bekam, weil es nur zwei der leichteren Maschinen gab. Das gestaltete den Start etwas schwieriger. Sobald die Maschinen aber in Fahrt kam und wir mit der Lenkung vertraut waren, ging es richtig ab. Ohne Schaltung und Kupplung konnte auch der größte Laie richtig Gas geben und sich auf der Strecke austoben. Wie viel Kraft es dennoch kostete, dort über den Parcours mit Hügeln und Kurven zu flitzen wurde uns schon nach wenigen Minuten bewusst. Wer nicht ins Schwitzen kommen will, ist bei dieser Aktivität falsch. Bei so viel Action und Geschwindigkeit war die eine Stunde zu schnell vorbei. Durchgeschwitzt und erschöpft haben wir die Halle mit vielen neuen Eindrücken wieder verlassen.
Sowohl der Flying Fox als auch der Mega Swing starten unter der Brücke, unter der sich auch der Hochseilgarten befindet, auf 27 m Höhe und kosten beide jeweils 29 € p.P.
Der Flying Fox war mit Abstand die entspannteste Aktivität im gesamten Urlaub. Dabei ging es etwa 300 m an einer Zipline über das Gelände. Geeignet für jeden, der sich mit der Höhe unsicher ist oder einfach ein bisschen die Aussicht genießen will.
Im Gegensatz dazu musste man sich beim Mega Swing, befestigt an einem Seil, von der Plattform stürzen und pendelte nach dem freien Fall langsam nach unten. Der kurze Adrenalin-Kick für jeden, der sich traut.
Die Wake Area befindet auf einem kleinen See, der mit einem extra Zugsystem ausgestattet ist, an dem die Teilnehmer mit einer konstanten Geschwindigkeit von 30 km/h über das Wasser gezogen werden. Dafür waren 1,5 Stunden angesetzt und es kostete 65€ p.P.
In der Wake School hatte jeder von uns die Möglichkeit, auch ohne jemals auf so einem Wakeboard gestanden zu haben, die Grundzüge des Wakeboardens zu lernen. Für Teilnehmer, die sich nicht so sicher fühlten, gab es als Alternative zu dem normalen Board auch eine Variante, auf der man auf den Knien sitzen konnte. Nachdem wir bei den ersten Startversuchen der Läge nach einfach ins Wasser geflogen sind, lief es schnell ziemlich besser, stabiler und jeder von uns war in der Lage, einige Runden zu drehen.
Die Nutzung des Wasserparks sowie des Kletter- und Boulderbereichs müssen nicht extra gebucht werden und verursachen keine weiteren Kosten.
Die Water Area ist ein Wasserpark mit vielen spektakulären Attraktionen. Dort haben wir uns spannende Kämpfe auf dem schwimmenden Parcours geliefert, konnten uns aus einer Kanone schießen lassen, mehrere aufregende Rutschen nutzen, uns mit einem riesigen Luftkissen durch die Luft schleudern lassen und natürlich auch einfach schwimmen und entspannen.
Die Climbing Area hat einen kleinen Bereich zum Bouldern, an dem wir uns warm machen konnten, bevor es an den 27m hohen Kletterturm ging. Wir durften uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen von ganz oben über den Fluss und das Gelände zu schauen. Ohne Sicherungspartner konnten wir auch an eine Wand mit Selbstsicherungsautomat ausweichen. Am Turm ist Erfahrung im Klettersport ein Muss.
Die Tour durch den Klettersteig Stuibenfall haben wir auf eigenen Faust geplant und zählt nicht zu den Angeboten der Area 47. Mit Zu- und Abstieg soll die Tour etwa drei Stunden dauern und von der Schwierigkeit her im mittleren Bereich liegen, wobei wir etwa vier Stunden unterwegs waren, und manche Abschnitte viel mehr Anstrengung erforderten als zuvor gedacht. Zwei Stunden davon verbrachten wir im Klettersteig und haben uns oben noch Kaiserschmarrn und Germknödel im Gasthof Stuibenfall gegönnt. Die Ausrüstung, also Klettergurte, Klettersteigsets und Helme, mussten wir selbst organisieren, aber dafür kostet der Klettersteig auch keinen Eintritt.
Eingehakt an einem dicken Stahlseil ging es für uns über einen Fluss, steil den Berg nach oben, waagrecht an der Steilwand am Abgrund entlang, über viele Felsen und als Highlight natürlich am Ende noch direkt über den Wasserfall. Trotz der schwindelerregenden Höhe konnten wir uns, gesichert durch das Stahlseil und mit vielen in den Berg gehauenen Tritten, dauerhaft sicher fühlen und stückweise die fantastische Aussicht genießen. Von einem einfachen Spaziergang war diese Aktion aber ganz weit entfernt.
Vor allem als Anfänger sollte man es bei einem Aufenthalt in der Area 47 bei einer längeren Aktivität pro Tag belassen. Später lassen sich die Schwierigkeitsgrade mit gewonnener Erfahrung steigern. Außerdem ist es sehr praktisch, dass der Veranstalter für die komplette Spezialausrüstung bei jeder Aktivität sorgt.
Man sollte sich nicht nur auf das Gelände der Area 47 beschränken. Vor allem beim abendlichen Restaurantbesuch boten die umliegenden Dörfer eine bessere Auswahl, waren preislich günstiger und hatten einen besseren Service als die Restaurants auf dem Gelände.
Der Klettersteig Stuibenfall soll zwar ein „Familienklettersteig“ sein, jedoch empfehlen wir schon etwas Erfahrung auf diesem Gebiet und ein gutes Fitnesslevel mitzubringen, bevor man dort einsteigt.
Eine Buchung als Gruppe mit mehreren Übernachtungen und Aktivitäten senkt den Gesamtpreis, muss dann aber auch als eine Zahlung vor Ort beglichen werden. Am besten das Geld schon bar mitnehmen, falls der Bankautomat vor Ort wieder defekt oder leer ist.
Alles in allem war es ein fantastischer und actionreicher Urlaub, in dem wir alle über unsere eigenen Grenzen hinausgewachsen sind. Ein weiterer Besuch in der Area 47 ist bei uns auf jeden Fall schon in Planung.