Es war ein kühnes Projekt zur Jahrhundertwende: Eine Zahnradbahn auf die Jungfrau! Zwar dauerte der Bau länger als geplant und endet bereits auf dem Jungfraujoch, trotzdem ist die 9,34 km lange Jungfraubahn eine der Top-Sehenswürdigkeiten der Schweiz und lockt heute Besucher aus aller Welt.
Das Bergbahnfieber grassierte Ende des 19. Jahrhunderts in der Schweiz und packte auch den Textilunternehmer Adolf Guyer-Zeller aus Zürich. Als er mit seiner Tochter auf einer Wanderung bei Mürren die Wengernalpbahn erblickt, kommt ihm eine kühne Idee: Eine Bahn auf die Jungfrau! Noch am Abend skizziert er die Linienführung auf einem Papier.
Am 21. Juli 1896 ist Baubeginn für dieses ehrgeizige Projekt, das von der Kulmstation der Wengernalpbahn auf der Kleinen Scheidegg bis zur Jungfrau führen soll. Zunächst kommen die Arbeiten gut voran: Schon nach zwei Jahren kann die erste Teilstrecke zwischen Kleiner Scheidegg und dem Eigergletscher eröffnet werden. Ab dem Eigergletscher soll die neue Bahn unterirdisch durch einen Tunnel durch Eiger und Mönch verlaufen, was umfangreiche und zeitaufwändige Tunnelbohrungen und -sprengungen erforderlich macht. So entsteht auf dem Eigergletscher ein richtiger kleiner Ort für die Arbeiter, in dem bis zu 200 Menschen leben. Neben Unterkünften gibt es Werkstätten, Materiallager und sogar eine Bäckerei.
Nach dem Tod des Bauherrn, der 1899 starb, führen seine Söhne das Projekt weiter, das aufgrund von Geldmangel und anderen Schwierigkeiten viel länger dauert, als geplant: Statt nach sieben Jahren kann der Bau erst nach 16 Jahren fertiggestellt werden. Und selbst dann bleibt das Projekt unvollendet, denn die Bahn führt nicht - wie ursprünglich geplant - auf den Jungfraugipfel, sondern “nur” auf das Jungfraujoch, da das Geld aufgebraucht war. Insgesamt 15 Millionen Franken kostete der Bau.
Mehr zum Bau der Jungfraubahn!
Wer heute mit der Jungfraubahn fahren möchte, der steigt in Interlaken-Ost in den Zug und fährt von dort zunächst nach Lauterbrunnen oder Grindelwald. Dort steigt man um in die Wengernalpbahn auf die Kleine Scheidegg. Von hier fährt die Jungfraubahn los. Insgesamt dauert die Anfahrt rund zwei Stunden.
Besucher erwartet heute auf dem Jungfraujoch eine ganze Reihe von Sehenswürdigkeiten, allem voran natürlich das Panorama auf zahlreiche Viertausender. Von der Aussichtsplattform Sphinx hat man einen perfekten Blick, zum Observatorium führt ein besonders schneller Lift, der die 108 Meter Höhe in 25 Sekunden zurücklegt. Sehenswert ist auch der Eispalast, der in den 1930er Jahren in den Jungfraufirn geschlagen wurde. Hier kann man spektakuläre Eisskulpturen bewundern, die von Künstler geschaffen wurden.
Außerdem kann man in der Alpinen Sensation den Bau der Bahn nachempfinden, hier findet sich unter anderem auch eine vergrößerte Version des Plans, den Guyer-Zeller spontan auf ein Blatt Papier zeichnete. Der Jungfrau-Panorama-Film ermöglicht einen ganz besonderen 360° Blick rund um die Jungfrau. Wer möchte, kann sich anschließend im Lindt Swiss Chocolate Heaven mit Schokolade eindecken oder eine Postkarte vom höchstgelegenen Postbüros in Europa verschicken.